Slaughterhouse of the Rising Sun (USA 2005)

slaughterhouseoftherisingsunBilliger Reißer oder werkgetreue Hommage? „Slaughterhouse of the Rising Sun” ist ein bisschen von beidem, ohne eines ganz zu sein. Die Illusion, wenn sie auch nicht vollends überzeugt, ist mit Mühe gesponnen. Das Material ist verschmutzt, die Farben ausgeblichen, der Soundtrack schräg. Der Text vor den Anfangstiteln greift ins Jahr 1972 zurück, wo der junge Regisseur und Schauspieler Vin Crease nach Vollendung des vorliegenden Films den Produktionsleiter Benjamin P. Mankiewicz ermordete. Nach mehr als drei Dekaden unter Verschluss wurde das Opus wiederentdeckt und einem Publikum zugänglich gemacht, das seit dem Millennium wiederholt dem Retro-Horror anheim fiel.

In Wirklichkeit ist „Slaughterhouse“ ein Kind dieser Entwicklung und kein Vater des Standes „Last House on the Left“ (1972) oder „The Hills have Eyes“ (1977). Creases Ambition ist respektabel, wenn die Ausführung auch bisweilen am Kern vorbei führt. So gut es geht verwischt er die Spuren der Gegenwart. Das äußert sich in einer abstrakten Form, der handwerkliche Ungeschicklichkeit entscheidend zuspielt. Rein optisch weiß das zu gefallen, wenn sich in überhasteten Zooms auch beizeiten der Einfluss der jüngsten Genregeneration abzeichnet. Das Konzept aber geht nicht voll auf, weil die abgründige Ernsthaftigkeit fehlt. Mitunter sieht der Streifen nicht nur aus wie Trash – er ist es auch.

Im Mittelpunkt steht Jennifer (Cheryl Dent, „Virus Man“), ehemalige Pornodarstellerin, die nach einem psychischen Kurzschluss auf ihren Filmpartner losging. Nach ihrer Entlassung aus der geschlossenen Anstalt stößt sie auf eine Horde nomadierender Hippies, die, anstatt freier Liebe und dem Streben nach Frieden zu huldigen, der Gewalt frönen. Zusammen begeben sich die Freigeister auf einen Trip ins Ungewisse. Sie wollen die Stätte eines grausamen Verbrechens besuchen, was manch drogenvernebeltem Gemüt bald den Tod bringt. Ist Jennifer etwa für die blutigen Taten verantwortlich?

Der Intention folgt die Wirkungslosigkeit. „Slaughterhouse of the Rising Sun“ geht nicht ins Extrem über. Es fehlt an Leidensfähigkeit, die den Zuschauer schaudern lässt, an der Unvorhersehbarkeit einer aus den Fugen geratenen Welt. Crease mangelt es an der ruppigen Radikalität – wohlgemerkt ohne plumpe Reduzierung auf die Darstellung von Gewalt, dahingehend übt sich der Regisseur in standesgemäßen Andeutungen – eines Untergrundkinos, das seiner Wut gegen die politische Gegenwart über die Kunst Ausdruck verleiht. So kann er zwar mit der Spielart der Vorbilder umgehen, weiß ihr darüber aber keine Intensität beizusteuern.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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