Sky Captain and the World of Tomorrow (USA/GB/I 2004)

sky-captain-and-the-world-of-tomorrowDie Wege Hollywoods sind unergründbar. Dies belegt auch die Geschichte des ehemaligen Kunststudenten Kerry Conran, der über mehrere Jahre hinweg am heimischen Computer aus generierten Bildern eine sechsminütige Science-Fiction-Sequenz kreierte. Diese hinterließ bei einigen Investoren – darunter „Grüne Tomaten“-Regisseur Jon Avnet – einen derart bleibenden Eindruck, dass sie Conran bescheidene 70 Millionen Dollar zur Verfügung stellten, um sein Werk auf großer Leinwand lebendig werden zu lassen.

1939 wird New York Schauplatz eines mysteriösen Angriffs metallener Giganten. Die Reporterin Polly Perkins (Gwyneth Paltrow, „Shakespeare in Love“) stellt mit Hilfe des tollkühnen Piloten Joe „Sky Captain“ Sullivan (Jude Law, „Alfie“), zu dem sie einst eine Beziehung pflegte, eine Verbindung der Vorfälle zum plötzlichen Verschwinden namhafter Wissenschaftler her. Dabei kommen sie dem wahnsinnigen Schurken Dr. Totenkopf in die Quere, der die Welt zerstören und an ihrer statt im Weltall ein neues Paradies erschaffen will. Mit Hilfe der toughen Flieger-Kommandantin Franky (Angelina Jolie, „Tomb Raider“) und Joes Freund Dex (Giovanni Ribisi, „Der Soldat James Ryan“) stellt sich das zerstrittene Duo den finstren Plänen Totenkopfs in den Weg.

Seinem unbestreitbaren Faible für altmodisches Kino lässt Regiedebütant Kerry Conran in seiner beeindruckend realisierten Film-Nostalgie freien Lauf. „Sky Captain and the World of Tomorrow“ sprüht schier über vor Querverweisen auf die klassische Science-Fiction – das Anspielungspanorama reicht von „Krieg der Welten“ über „Metropolis“, „Buck Rogers“, „Flash Gordon“ und „Krieg der Sterne“ bis hin zu „Godzilla“ und „King Kong“. Bis auf die menschlichen Darsteller und einzelne Requisiten entstammt die Optik des Films in ihrer Gesamtheit dem Computer. Dies ermöglicht sogar einen aus Archivmaterial zusammengebastelten Kurzauftritt des 1989 verstorbenen Sir Laurence Olivier („Spartakus“, „Der Marathon-Mann“) als Superschurken Dr. Totenkopf.

Die Ästhetik des Streifens ist so verschmitzt retrospektiv wie das übersteigerte Spiel der Akteure. Die Oscar-Ppreisträgerinnen Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie sowie Sonnyboy Jude Law haben sichtliche Freude am selbstironischen Spiel mit anachronistischen Klischees, können dem raschen Triumph der Optik über den Inhalt jedoch nichts entgegensetzen. „Sky Captain and the World of Tomorrow“ ist ein extravagantes Sci-Fi-Abenteuer, bei dem die prachtvollen Bilder ohnehin mehr zu sagen haben als die Darsteller. Die sich in immer fantastischeren Einfällen überschlagenden Effekte, die matte – im Stile nachkolorierter Schwarz-Weiß-Aufnahmen gehaltene – Farbgebung und die digitale Kameratechnik reflektieren mustergültig die Möglichkeiten des modernen Kinos.

Geschmückt mit idealisierter Historie und dominiert von prachtvollen CGI-Effekten ist Kerry Conrans erster Spielfilm eine naive, hochtechnisierte Utopie für Vollblut-Fantasten und dank Streamline-Design und Zitatenfülle ein imposanter Kurztrip in eine artifizierte Vergangenheit. Mögen derartige Effektegewitter auch als Ursupatoren des anspruchsvollen Films gelten, „Sky Captain and the World of Tomorrow“ ist ein Paradebeispiel seiner Zunft – und nicht weniger als ein Fest für die Sinne.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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