Six Bullets (USA 2012)

six-bullets-van-dammeIn seinen Filmen löst Jean-Claude Van Damme („The Expendables 2“) die Probleme dieser Welt mit Waffengewalt. Eines davon, Menschenhandel, wird dem kampferprobten Belgier in Kombination mit Zwangsprostitution und Kinderschändung gereicht. Da lohnt sich das Töten gleich doppelt. Der Beginn von „Six Bullets“ zeigt den von ihm gespielten Samson Gaul in Osteuropa, wo er einen Jungen aus den Klauen einer barbarischen Gangsterbande rettet. Dass er sie mit Säure und Messer in ihre Bestandteile zerlegt, dient der üblichen Rechtsprechung des B-Films. Das Kind kann er retten. Aber seine explosive Flucht kostet neben den Unholden auch unschuldige Mädchen das Leben. Das sorgt für traumatische Heimsuchung.

Den knallharten Ex-Soldaten (was auch sonst?), der in Moldawien eine Fleischerei betreibt und traurig aus der Wäsche guckt, wirft das aus der Bahn. Aber die Chance zur Wiedergutmachung ist nicht fern: Denn als Becky (Charlotte Beaumont), die 14-jährige Tochter von Mixed Martial Artist Andrew Fayden (Joe Flanigan, „Stargate: Atlantis“) spurlos verschwindet, lässt sich Gaul wiederwillig anheuern, sie im Moloch des Sexhandels aufzuspüren. Die in ihren Grundzügen an „96 Hours“ erinnernde Geschichte tischt Regisseur Ernie Barbarash, der mit Van Damme auch „Assassination Games“ drehte, als abgründigen Thriller mit selbstzweckhaftem Gewaltanteil auf.

Und so steigt Gaul Lokalpaten auf die Füße und schleicht durchs schummrige Nachtleben, bis er auf Vlad (Uriel Emil Pollack) stößt, dessen Cousin für Beckys Entführung verantwortlich ist. Des Vetters entledigt sich Vlad gleich selbst und gleiches Schicksal ereilt auch Becky. Zumindest scheinbar. Denn die in Säure aufgelöste Leiche ist ein anderes Mädchen. Aber der Plan geht auf. Andrew und Gattin Monica (Anna-Lousie Plowman, „Foreigner – Der Fremde“) ereilt der Zusammenbruch und Gaul wird mit Ohrfeigen und bösen Blicken abgestraft. Aber natürlich fällt ihm der Schwindel zwischen Vollsuff und Selbstmitleid auf. Die Drahtzieher um Staatssicherheitschef Stelu (Louis Dempsey, „Cloud Atlas“) können sich fortan warm anziehen.

Der Zuschauer allerdings ist bei „Six Bullets“ vor akuter Hitzewallung gefeit. Denn mit 110 Minuten Lauflänge ist der Streifen nicht nur deutlich zu lang, sondern auch viel zu behäbig geraten. Und da auch die Action nur in mäßige Niveauhöhen vorstößt, ist kaum mehr als routinierter Videotheken-Ramsch zu holen. Van Damme bleibt auch dieser Beitrag zur Alterssicherung zu gönnen. Nur gesehen haben muss man den Billig-Thriller mit visuell abgeschmacktem Osteuropa-Flair wahrlich nicht. Puristisch veranlagten Genrefans wird hier ohnehin zu viel geschwallert und zu wenig geballert. Zumal dem auch in fortschreitendem Alter noch topfittem Hauptdarsteller das Minenspiel naturgemäß deutlich weniger liegt, als die geschwungene Handkante. Sehen und vergessen. Oder einfach direkt links liegen lassen.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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