Japans Zukunft sieht düster aus. Zumindest, wenn man dem Roman von Sakyo Komatsu glauben will, der 1973 unter dem Titel „Der Untergang Japans“ erstmals verfilmt wurde. Shinji Higuchi wagte sich 2006 an eine Neuverfilmung, schließlich kann es nicht angehen, dass Hollywood seit den frühen Siebzigern regelmäßig die Apokalypse probt, während anderswo wie gewohnt die Sonne scheint. Doch egal, ob Amerika oder Japan, die Probleme bleiben die ewig gleichen. Die Figuren sind eindimensional, ihre Sorgen am Reißbrett entworfen. Zu kurz kommen dabei die Zerstörungsszenarien, die das Publikum ja eigentlich ins Kino locken sollen.
So erinnert Higuchis „Sinking of Japan“ an „Deep Impact“, jene schwülstige US-Produktion, in der ein Meteorit die Welt bedrohte und letztlich Teile der amerikanischen Ostküste verwüstete. Auch dort war der Vorlauf lang, das Gerede steif und die Dramaturgie im schwer bekömmlichen Seifenopernformat serviert. Die erste Hälfte gehört hüben wie drüben den Figuren, auf das gemenschelt wird bis die Schwarte kracht. Besonders ans Herz wachsen sollen dabei die verliebten Rettungskräfte Toshio (Tsuyoshi Kusanagi, „The Taste of Tea“) und Reiko (Kou Shibasaki, „The Call“).
Die wichtigste Position aber kommt dem Wissenschaftler Tadokoro (Etsushi Toyokawa, „No Way Back“) zu, der all seine Kollegen und deren Behauptungen, die japanischen Inseln würden durch die Verschiebungen tektonischer Platten erst in einigen Jahrzehnten im Meer versinken, widerlegt und die Katastrophe auf die kommenden Monate datiert. Verheerende Erdbeben und Vulkanausbrüche geben ihm recht, so dass eilig ein Evakuierungsplan entworfen wird. Die geschätzte Opferzahl von 80 Millionen Menschen aber bewegt Tadokoro zu einem kühnen Rettungsversuch: Er will Japan mit Sprengkörpern von der sinkenden Platte lösen und das Archipel vor der völligen Vernichtung bewahren.
Wer bei dem Unterfangen wie sein Leben lässt wird dramaturgisch derart aufgeblasen, dass die (meist) sehenswerten Destruktionsszenarien aus dem Computer einfach zu kurz kommen müssen. Das ist bedauerlich, denn die Katastrophen-Action entfacht tatsächlich eine im Ansatz bedrückende Atmosphäre. Doch jedes Mal, wenn der Regisseur zum großen Beben ausholt, ist nach wenigen spektakulären Bildfolgen Schluss. Also wird wieder gemenschelt und das große Melodram bedient, wenn das Happy End zwischen Toshio und Reiko zum Scheitern verurteilt wird. Das geht ans Herz, wirkt aber verkitschter Wonne auf US-Standards getrimmt. Schlecht ist das Spektakel beileibe nicht. Aber es hätte einfach so viel mehr sein können.
Wertung: (5 / 10)