Es gibt Orte, die wecken Sehnsüchte und implizieren freudvolle Erinnerungen an Momente voller Glück und Sorglosigkeit. Und es gibt Silent Hill. Als Projektionsfläche existenzialistischer Urängste steht die Gemeinde als Vorhof zur Hölle für die Schattenseiten der menschlichen Seele. In der gleichnamigen Videospiel-Reihe erlangte der Stoff Klassikerstatus. Auf die 2006 gedrehte Kinoadaption traf diese Kategorisierung aber nur sehr eingeschränkt zu. Die direkte Fortsetzung „Revelation“ steht damit unter keinem allzu guten Stern. Aber die Ambition von Autor und Regisseur Michael J. Bassett („Solomon Kane“) bleibt unverkennbar. Allein, es nutzt nicht viel.
Auf der Habenseite stehen gute Masken, das schön schaurige Set-Design und eine engagierte Hauptdarstellerin. Unterm Strich aber bleibt der zweite Film zur Spielserie nur Routine-Horror mit Geisterbahn-Flair. Die Geschichte ist einige Jahre nach dem Erstling angesiedelt. Die mittlerweile 18-jährige Sharon Da Silva (Adelaide Clemens, „X-Men Origins: Wolverine“) wechselt mit Adoptiv-Vater Christopher (Sean Bean, „Game of Thrones“) auf der Flucht vor einem mysteriösen Kult in reger Folge Wohnorte und Identitäten. Trotz unheimlicher Visionen ahnt sie nicht, dass Pflegemutter Rose (mit Kurzauftritt: Radha Mitchell) bei ihrer Rettung aus Silent Hill einst in der Schattenwelt zurückblieb.
Als auch Christopher verschleppt wird, macht sich Sharon entgegen aller Warnungen in die einst auf einem Indianerfriedhof errichtete Strafkolonie auf. Begleitet wird sie von Vincent (Kit Harington, „Game of Thrones“), der sich bald als Einwohner Silent Hills entpuppt. Seine Mutter, Ordensführerin Claudia („Matrix“-Heroine Carrie-Anne Moss), will Sharon als Gefäß für die Wiedererweckung eines Gottes missbrauchen, mit dessen Hilfe das über Silent Hill herrschende Dämonen-Mädchen Alessa (auch Clemens) vernichtet werden soll. So gerät Sharons Suche nicht allein zur Konfrontation mit den eigenen Ängsten, sondern auch zu einem alptraumhaften Erkundungstrip ihrer Wurzeln.
In ihrer Verknüpfung wirken die teils beiläufig eingeworfenen Handlungselemente – und überflüssige Kurzauftritte von Malcolm McDowell („Halloween“) und Deborah Kara Unger („Payback“) – alles andere als homogen. In der Narration bleibt der Spuk zwar recht atemlos, jedoch auch arg konventionell und insgesamt überraschungsarm. Figuren und Story-Elemente der Spiele (siehe den Vollstrecker und grotesk verbogene Killer-Krankenschwestern) sorgen für die erforderliche Nähe zur Vorlage. Deren beklemmende Schaueratmosphäre erreicht aber auch „Silent Hill: Revelation“ bestenfalls am Rande.
Wertung: (5 / 10)