Manoj Night Shyamalan, Amerikaner indischer Herkunft, schuf bereits mit seinem zweiten Film „The Sixth Sense“ ein Meisterwerk und avancierte nicht zuletzt durch den weltweiten Kinoerfolg des minimalistischen Mystery-Thrillers zum Geheimtipp Hollywoods. Es war der untypische Stil des Autors und Regisseurs, der den Schlüssel zu diesem Erfolg bildete, der Verzicht auf plumpe Effekte und das Schaffen einer Gänsehaut-Atmosphäre mit simplen formalen Mitteln. Diese unaufdringliche Art des Filmemachens vermittelt Ehrlichkeit, schafft Bezug zum Publikum und bildet eine Brücke zwischen Schauspieler und Betrachter. Jener wird in den Werken Shyamalans bereits durch die beinahe statische Kameraführung miteingebunden, die grundsätzlich distanziert wirkt und somit den Zuschauer als passiven Beobachter in das Geschehen involviert, ihn Teil der Handlung werden lässt.
Ein Schema, das auch „Unbreakable“, das erneut mit Bruce Willis in der Hauptrolle aufwartende Folgewerk Shyamalans, zum Kassenschlager machte. Doch waren viele Zuschauer vom etwas konfus geratenen und lediglich für Comicliebhaber sinngemäßen Finale enttäuscht, lagen die Erwartungen nach „The sixth Sense“ doch in schier astronomischen Sphären. So glättete letztendlich Ernüchterung die Wogen des Verlangens nach einem erneuten Geniestreich, was für den Regisseur selbst bedeutete, sich im Bezug auf sein nächstes Projekt, bei dem Shyamalan erneut als Autor, Produzent, Regisseur und Nebendarsteller in Erscheinung treten sollte, mit enorm weniger Druck konfrontiert zu betrachten.
Graham Hess (Mel Gibson, „Braveheart“), nach dem tragischen Unfalltode seiner Frau von der Kirche abgewandter Geistlicher, fristet ein tristes Farmerdasein im abgelegenen Agrargürtel Pennsylvanias. Zusammen mit seinen beiden Kindern Bo (Abigail Breslin) und Morgan (Rory Culkin), sowie seinem Bruder Merrill (Joaquin Phoenix, „Gladiator“) bewohnt Graham ein beschauliches hölzernes Farmhaus, direkt angrenzend an das gewaltige Maisfeld der Familie. Doch eines Morgens muss Graham mit Entsetzen feststellen, dass sein Anbaugebiet zum Träger mysteriöser Kornkreise geworden ist. Die geometrisch perfekt in den Mais gedrückten Ornamente wecken natürlich das Misstrauen des ehemaligen Geistlichen, der einen üblen Scherz dahinter vermutet.
Doch bleiben die mysteriösen Aktivitäten nicht nur auf den landwirtschaftlichen Bereich von Grahams Grund und Boden beschränkt. Rund um den Globus tauchen exakt die gleichen Muster in Feldern aller Herren Länder auf und seltsame Lichter nehmen den Himmel in unmittelbarer Nähe der Zeichen in Beschlag. So drängt sich allmählich der schier unglaubliche Verdacht einer außerirdischen Invasion auf. Die Familie verbarrikadiert sich im eigenen Farmhaus, den Angriff der extraterrestrischen Invasoren abwartend. Und während die eingesperrte Sippe nach und nach gezwungen wird, sich zurückzuziehen und letztendlich im Keller des Hauses Zuflucht zu suchen, regt sich in Graham die leise Vermutung, dass ihr Schicksal längst vorherbestimmt ist.
Weitesgehend ohne Effekte auskommend, konzentriert sich der Angriff außerirdischer Kräfte auf das trügerische Idylle des Landlebens, fixiert sich folglich beinahe ausschließlich auf eingeschränkten Raum. So verkommt die altbackene Geschichte zwar zum Kammerspiel, doch versteht es M. Night Shyamalan meisterlich, auf dieser Basis ein Netz atmosphärischer Dichte zu schaffen, das den Zuschauer von Beginn an in seinen Bann zieht. Der wahre Horror findet im Kopf des Publikums statt, im Film selbst wird auf spartanische Weise lediglich angedeutet, durch plötzliche Geräusche aus dem Babyphone, Kratzgeräusche an Fenstern und Türen oder das langsam ersterbende Gebell eines Hundes. Mit minimalistischem Aufwand zieht Shyamalan die Spannungschraube weiter und weiter an, bleibt dabei fast ausschließlich auf Graham Hess‘ Familie fokussiert und hält den Spannungsbogen bis zum Ende konstant aufrecht.
Dass das esoterisch frömmelnde Finale erneut Angriffsfläche für Kritik bietet, mindert die Klasse des Films nicht. Doch würde das Konzept des ambitionierten Regisseurs auch auch diesmal scheitern, hätte er nicht erneut ein grandioses Darstellerensemble um sich geschart, welches immer überzeugendes Bindeglied zwischen Geschichte und Charaktären bildet. Mel Gibson und Joaquin Phoenix agieren angenehm zurückhaltend, verleihen ihrer schauspielerischen Klasse mehr durch kleine Gesten Ausdruck. Daneben bleibt so genügend Raum für die Nachwuchsakteure Rory Culkin und Kinodebütantin Abigail Breslin. „Signs“ ist ein Thriller der Extraklasse, stark gespielt, beängstigend, spannend und aufregend. Dabei werden nicht zuletzt aufgrund des stark eingeschränkten Handlungsspielraumes Erinnerungen an stilistisch ähnliche Werke wie Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ oder George A. Romeros „Night of the Living Dead“ wach.
Dass der Film im Zuge dessen paradoxerweise auf dem Rücken gängiger Genre-Klischees heranreift, jedoch auf keines davon zurückgreift, spricht eindeutig für die Schaffenskraft des M. Night Shyamalan. Daneben ist auch „Signs“ in jeder Hinsicht bestechend fotografiert. Dafür zeigt sich Kameravirtuose Tak Fujimoto („Das Schweigen der Lämmer“, „The Sixth Sense“) verantwortlich,der auch dieser Geschichte seinen individuellen Stempel aufdrückt. Bleibt abzuwarten, welchen Suspense-Schocker M. Night Shyamalan als nächstes auf die Menschheit loslassen wird. Geldgeber wird der Regisseur wohl auch für kommende Projekte problemlos überzeugen können, immerhin spielte „Signs“ bis dato allein in Amerika mehr als 225 Millionen Dollar ein.
Wertung: (8 / 10)