Es gibt Nebenprojekte (halbwegs) bekannter Musiker, die dem Blick eines breiteren (Nischen-)Publikums verborgen bleiben. SIGHTS & SOUNDS, die beiläufige Herzensangelegenheit von COMEBACK KID-Schreihals Andrew Neufeld gehört zweifelsfrei dazu. Ob die Band, in der Neufelds Bruder Joel am Schlagzeug hantiert, diesen Umstand mit der EP „Silver Door“ ändern kann, bleibt zumindest fraglich. Qualität haben die sechs Songs fraglos, nur bleibt das Gebotene trotz gestiegener Eingängigkeit weiterhin an einen eher überschaubaren Interessiertenkreis gerichtet.
Den Nachfolger zum bereits 2009 vorgelegten Debütalbum „Monolith“ begehen SIGHTS & SOUNDS überraschend poppig. Die luftige Auftaktnummer „Poli’s Song“ wirkt geradewegs lässig, mit (überwiegend) säuselnder Stimme, unscheinbarem Bass und hoch gestimmten Gitarren. Dieser grundlegende Tenor prägt auch „Cards in Place“ oder das finale „Good Morning“. Nur bedeutet die Zunahme an Leichtigkeit mitnichten eine Minderung an Vielschichtigkeit. Denn die Neufelds und ihre Mitstreiter stehen noch immer für progressiven Rock, der, wenn auch nicht in völliger Unüberschaubarkeit zirkulierend, doch eigentümlich und einnehmend in strukturelle Tiefen vordringt.
Im Kern deutet dies bereits das erwähnte „Cards in Place“ an, das hinter der scheinbar leicht durchdringlichen Fassade auf breiter Fläche verschlungene Pfade präsentiert. Die darauf folgenden „Nothing at All“ und „Solo, So Low“ verfügen zwar ebenfalls über gefällige melodische Vielfalt, bleiben im ähnlich gearteten und Rock `n Roll-beeinflussten Rhythmus aber ein Stück sperriger, ungezügelter und vor allem experimenteller. In der Summe präsentieren SIGHTS & SOUNDS eine Entwicklung, die sich glatteren Texturen öffnet, darüber aber den eigenen Anspruch nicht vergisst. Der Blick hinter diese Tür lohnt. Nur sollte sie bitte nicht wieder für vier Jahre geschlossen bleiben.
Wertung: (7,5 / 10)