Shellycoat – Neonsomnia (2015, Fond of Life Records)

shellycoat-neonsomniaPunk mit weiblicher Röhre geht immer noch als Besonderheit durch. Zwar sind Frauen am Mikro ein integraler Bestandteil der Szene, im Vergleich zu den männlichen Kollegen ist ihre Zahl jedoch deutlich geringer. Zur Schnittkorrektur nach oben tragen auch SHELLYCOAT aus Hamburg bei, die mit Karen eine Sängerin präsentieren, der es weder an Kraft noch Feingefühl mangelt. Den Beweis dafür erbringen die Norddeutschen mit ihrem zweiten, bemerkenswerterweise eigenproduzierten Langspieler „Neonsomnia“, der über 12 Songs ein schickes Nebeneinander von Punk und Rock bereit hält. Dabei wird nicht das bewährte Drei-Akkorde-Vollgas-Programm abgespult, sondern ein eigener Charakter entwickelt, der partielle Vergleiche zu Combos wie TSUNAMI BOMB zulässt, ohne dieser wirklich zu bedürfen.

Das muntere Wechselspiel aus lauten und leiseren Abschnitten wirkt angenehm verspielt und kleine Akzente – u.a. wohl platzierte Ohoh-Chören oder eingestreutes Händeklatschen – sorgen für die richtige Würze. Das Besondere aber ist die Nähe zum klassisch rollenden Rock, der insbesondere bei „Don’t Bother, It’s OK“ und dem Titelstück zur Geltung kommt und „Wake Me Up Again“ unterschwellig gar mit Big Band-Vibe ausstattet – nur ohne Orchester. Amtliche Hits gibt es reichlich („Yours Is to Drive“, „Serious Meters“, „Simple Past“) und selbst der poppige Abstecher „The Hedges“ fügt sich nahtlos ins durchweg positive Gesamtbild. Mag sein, dass die ganz großen Nummern woanders geschrieben werden, an der Klasse von SHELLYCOAT rüttelt das aber zu keiner Sekunde. Internationale Vergleiche müssen mit einer Platte wie „Neonsomnia“ wahrlich nicht gefürchtet werden.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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