Ein Held hängt durch: Zu Beginn von „Shangos letzter Kampf“ baumelt B-Star Anthony Steffen (eigentlich Antonio De Teffé) in einem Holzkäfig von einem Baum. Der amerikanische Bürgerkrieg ist zu Ende. Doch Scharen versprengter Soldaten scheinen davon noch keinen Wind bekommen zu haben. Südstaaten-Major Droster (Eduardo Fajardo, „Django“) weiß um den Sieg des Nordens, lässt seine Männer aber im Unklaren. Mit verbündeten mexikanischen Freischärlern versucht er einer Ladung Gold habhaft zu werden, die in der abseitigen Gegend verborgen sein soll.
Mit schwindendem Publikumsinteresse gab es für den Italo-Western nur zwei Möglichkeiten. Entweder er suchte sein Heil in parodistischer Albernheit oder aber gab sich desillusionierter denn je. Eduardo Mulargia („Ein Fressen für Django“) entschied sich unter dem Pseudonym Edward Muller für die zweite Alternative, als er Steffen 1970 als Ranger Shango in Szene setzte. Der fiel in die Hände Drosters, als der Konföderierte einen Trupp Nordstaatler aus dem Hinterhalt niedermachen ließ. Nach den Revolutionswestern der späten Sechziger diente der Sezessionskrieg einmal mehr als Hintergrund eines apokalyptischen Szenarios.
Fajardo, der Steffen auch in „Gentleman Joe – Der Rächer bin ich“ gegenüber stand, gibt abermals einen bestechenden Fiesling ab. Als ihm Shango abhanden kommt und die Landbevölkerung gegen Droster aufbringt, droht die Situation zu eskalieren. Doch der Ranger versucht Tod und Verderben abzuwenden. Also schleicht er sich beim Major ein und redet ihm ins Gewissen. Der aber denkt nicht an Kapitulation und sucht den Konflikt. Das nächste Fort ist weit entfernt, militärische Unterstützung demnach ausgeschlossen. Shango bleibt also nichts anderes übrig, als selbst zur Waffe zu greifen.
Die beschränkten Möglichkeiten des Filmes kaschiert Mulargia, der mit Hauptdarsteller Steffen auch das Skript erdachte, mit abgründiger Atmosphäre und grassierender Trostlosigkeit. „Shangos letzter Kampf“ gibt sich hart und dreckig, lässt Droster im schonungslosen Finale gar völlig dem Wahnsinn verfallen. Dass der Spannungsbogen nicht eben konstant erscheint und auch dramaturgisch eher Standard geboten wird, bleibt verzeihlich. Zumal das aufziehende Bleigewitter kompetent umgesetzt ist und nie dem reinen Selbstzweck verfällt. Letztlich kein überragender, aber ein allemal sehenswerter Genre-Nachtrag.
Wertung: (6,5 / 10)