Shanghai Knights (USA/GB 2003)

shanghai-knightsBeizeiten erscheint es schon ein wenig fraglich, aus welchem Grunde einem nur mäßig erfolgreichen Film gezwungenermaßen eine zumeist nicht weniger ertraglose Fortsetzung folgen muss. In Anbetracht des höchst amüsanten Beispieles „Shanghai Knights“, erfrischend komisches Sequel zu Tom Deys eher durchwachsener Western-Buddy-Komödie „Shanghai Noon“ von 2001, stellt sich diese Frage wider erwarten jedoch nicht. Dabei stand einer deutschen Kinoauswertung des Stoffes lange Zeit das Mismanagement hiesiger Verleiher im Wege, die im oft erfolglosen Jahr 2003 schlicht zu viel Geld in die falschen Filme investierten. Letzten Endes jedoch besann man sich eines besseren, so dass sich ein stolzes Jahr nach der Veröffentlichung in den vereinigten Staaten nun auch deutsche Kinogänger am vergnüglichen Treiben der Aushilfs-Cowboys Jackie Chan und Owen Wilson ergötzen dürfen.

Dabei verschlägt es das ungleiche Gespann Chon Wang (Chan) und Roy O’Bannon (Wilson) diesmal von der heimischen Prärie ins ferne London, um den hinterhältigen Mord an Wangs Vater zu rächen. Verantwortlich dafür zeigt sich der durchtriebene britische Lord Rathbone (Aidan Gillen, „My Kingdom“), der in Zusammenarbeit mit einem fernöstlichen Konspirator (Donnie Yen, „Iron Monkey“) die gesamte königliche Familie auszulöschen gedenkt. In Europa angekommen, verbündet sich das chaotische Duo zunächst mit Chons Schwester Lin (Fann Wong), die ebenfalls in fester Absicht, den väterlichen Mörder zur Strecke zu bringen, in die britische Weltstadt gereist ist. Das Bündnis der mit herzlich wenig Feingefühl zu Werke gehenden Cowboys wird im Zuge der ereignisreichen Hatz jedoch auf eine harte Probe gestellt, verliebt sich Roy doch in die Martial-Arts-Amazone Lin.

Die von „Clay Pigeons“-Regisseur David Dobkin turbulent und mit übermütigem Humor inszenierte Komödie überflügelt seinen halbgaren Vorgänger in Sachen Spaß und Action bereits auf der Startbahn und garantiert durchweg unterhaltsame 95 Minuten ohne jeden Anspruch. Die Chemie der beiden Hauptakteure funktioniert dabei blendend, wobei das charismatische Großmaul Owen Wilson gegen den komödiantisch äußerst vielseitigen Wirbelwind Jackie Chan oftmals ins Hintertreffen gerät. Obwohl sichtlich in die Jahre gekommen, versteht sich die quirlige Martial-Arts-Choryphäe noch immer meisterlich auf irrwitzige Akrobatikeinlagen und garniert seine leichtfüssigen Handkantenintermezzi obendrein beinahe durchgängig mit gewohnt liebevollen Anleihen an sein erklärtes Idol Buster Keaton.

So werden im Stile von „Meister aller Klassen“ und „Project A“ einmal mehr typische Zutaten klassischer Stummfilmkomödien aufgegriffen und zeitgemäß umgesetzt, was unter anderem sehenswerte Handgemenge zwischen einer Drehtür und furiose Keilereien unter Zuhilfenahme gleich mehrerer Regenschirme sichtlich aufhellt. Ein weiterer Pluspunkt von „Shanghai Knights“ ist anbei der augenzwinkernde Blick auf so manch britisches Wahrzeichen, sei es eine Autokollision mit Stonehenge, ein des Nachts kunstvoll vollführter Kick gegen das Haupt von Jack the Ripper, die Integration des kindlichen Charlie Chaplin ins Handlungsgefüge oder die Aufklärung, wie Sir Arthur Conan Doyle zu seinem Ritterschlag und obendrein die Inspiration zur legendären literarischen Figur Sherlock Holmes kam. Der ansehnliche Showdown im Uhrwerk des Big Ben steuert gegen Ende indes noch sein ganz eigenes Stückchen zum hohen Unterhaltungswert des Filmes bei.

Den munter agierenden Darstellern um den auch als ausführender Produzent fungierenden Jackie Chan sieht man nicht zuletzt aufgrund des zwanglosen Spieles die Freude an dieser temporeichen wie harmlosen East-meets-West-Action-Komödie deutlich an. So bietet „Shanghai Knights“ qualitativen Nonsens, garniert mit guten Kampfkunsteinlagen und einer humoristischen Bandbreite zwischen klamottigem Slapstick und subtiler Hommage (man beachte allein die klanglichen Parallelen zwischen Chans Rollennamen Chon Wang und der reaktionären Westernikone John Wayne). Gespickt mit zahllosen übermütigen Ideen und dem in beinahe typischer Manier verpatzten Szenen huldigenden Abspann, bildet David Dobkins anachronistische Kumpel-Komödie entspannte Kinounterhaltung in der kalten Jahreszeit – und ganz davon abgesehen auch Jackie Chans besten Ausflug auf die große Leinwand seit Jahren.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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