Shadow Boxing (RUS 2005)

shadow-boxing-2005Russlands Filmindustrie hat durch den internationalen Erfolg von „Wächter der Nacht“ Selbstvertrauen getankt. Die Folge sind Produktionen von Format, vorrangig dem actionbetonten Genre entstammend. Alexei Sidorovs „Shadow Boxing“, hierzulande als Verleihpremiere veröffentlicht, setzt die Abkehr vom anspruchsvollen Kino eines Tarkovsky fort und setzt vorrangig auf die visuellen Reize Hollywoods. Mit der Verankerung des Plots im Boxermilieu wählen die Macher eine ohnehin bewährte Erfolgsformel und scheinen das Prinzip des politisch verqueren Blockbuster „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ ins Gegenteil verkehren zu wollen.

Die Schurken sind hier die Amerikaner, obgleich weniger aus Gründen ideologischer Instrumentalisierung, als vielmehr aus reiner Profitgier. In der ersten halben Stunde begleiten wir den hoffnungsvollen Boxer Artiom (Denis Nikiforov, „Tanker Tango“) auf seinem Weg ins Titelmatch gegen den Zögling des aalglatten Promoters Hill (John Amos, „Stirb langsam 2“). Das aufziehende Unheil ist erahnbar, wird Artiom im Vorfeld des Kampfes doch ein Augenleiden attestiert. Entgegen des Ratschlags der jungen Ärztin Vika (Yelena Panova, „Beresina oder die letzten Tage der Schweiz“) tritt er den Kampf an und erblindet.

Im Anschluss verlässt „Shadow Boxing“ den Pfad vermuteter „Rocky“-Umkehr und entwickelt sich zum stilbewussten Action-Drama mit Drehbuchschwächen. Artioms Förderer Valiyev (Andrei Panin, „Russische Hochzeit“), anbei verwurzelt im organisierten Verbrechen, lässt das verletzte Talent fallen. Vika, ehemals Drogenabhängig, versucht das Geld für die notwendige Operation im kriminellen Milieu aufzutreiben. Als vor ihren Augen ein Dealer getötet wird, ergreift sie die Flucht. Von der Polizei als Tatverdächtige und Valiyevs Schergen als unliebsame Zeugin gejagt, scheint Artiom ihre letzte Hoffnung.

So unterhaltsam wie unglaubwürdig wandelt der Film zwischen den Genres. Die Liebesgeschichte zwischen Boxer und Ex-Junkie wirkt ebenso konstruiert wie die kriminellen Verstrickungen der Protagonisten. Mehr als zwei Stunden walzt sich der Plot bei wechselhaftem Tempo aus – in Anbetracht des überzeichneten Handlungsgefüges deutlich zu lang. Die ab dem Mittelteil das Geschehen bestimmende Flucht vor einem Killer wartet mit edlen Karossen und einer Verfolgungsjagd im Gegenverkehr auf, versprüht im Gegenzug aber den bitteren Beigeschmack klischeebewachsener Unterhaltungsmuster. Russlands Kino, technisch auf der Höhe der Zeit, ist ohne Zweifel auf dem Vormarsch. Etwas mehr als schale US-Kopien und inhaltliche Unausgegorenheit darf dennoch erwartet werden.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

 

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