Seraphim Falls (USA 2006)

seraphim-fallsLosgelöst vom Image des Geheimagenten ihrer Majestät läuft Ex-Bond Pierce Brosnan regelmäßig zu Hochform auf. Bedacht scheint er dabei auf Rollen, die jener des smarten Draufgängers konsequent entgegenwirken. Das beeindruckt, weil er sich im Herbst seiner Karriere nicht zurücknimmt, sondern gefordert werden will. Bei TV-Regisseur David Von Ancken („CSI: NY“) liegt er damit genau richtig. Der hetzt Brosnan als Beute des Menschenjägers Liam Neeson („Michael Collins“) durch das großartige Naturpanorama des Wilden Westens.

Im Jahr 1868 wird Gideon (Brosnan) von fünf Männern (u.a. Michael Wincott, „The Doors“) gejagt. Die werden angeführt von Carver (Neeson), der sich ihre Dienste erkauft hat. Das Motiv bleibt vorerst unklar, spielt für den ersten Akt der erbarmungslosen Hatz aber auch keine übergeordnete Rolle. Der Auftakt zeigt Gideon auf einem schneebedeckten Hang. Die Bäume bieten ihm keinen Schutz, als ein Schuss die Stille und seinen Oberarm zerreißt. Fortan rennt er um sein Leben, dem erfrieren nahe. Dennoch gelingt es ihm, einen der Verfolger zu töten und seinen Vorsprung zu wahren.

Viel regt sich nicht in Von Anckens sprödem Western-Drama. Um die Faszination aufrecht zu erhalten, bedarf es allerdings auch keiner konventionellen Vordergründigkeit. Die Spannung wird aufrecht erhalten, indem sich die Ursprünge des Hasses nur zögerlich offenbaren. Bei der ersten Begegnung zwischen den Männern erhält der Beweggrund jedoch einen Namen: „Seraphim Falls“. Die Bilder des düster desillusionierten Werkes sind matt und farblos. Einzig der bittere Rückblick auf den im US-Bürgerkrieg verwurzelten Auslöser erstrahlt im Glanz eines goldenen Herbstes.

Über verschiedene Stationen der Verfolgung wird ein Portrait jener Ära umrissen. Wenn die Parteien an Bankräuber, Mormonen oder Gleisbauarbeiter geraten, erhält der Pioniergeist Risse. Denn Ehrenmänner gibt es in dieser Welt, die so fern jeder Zivilisation scheint, keine. Zur Untermalung dienen hochkarätige Nebendarsteller wie Xander Berkeley („24“), Wes Studi („Der mit dem Wolf tanzt“) und Anjelica Houston („Blood Work“). Die Besetzung agiert stark, gibt sich ebenso rau und zerklüftet wie die Natur. Dem entgegen steht das verblüffende Ende, bei dem tatsächlich Hoffnung aufkeimt. Ein ungewöhnlicher, ein kluger Film.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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