Seekers (D 2015)

Seekers_DVD_inl_L6.indd„Ich glaub‘ ich geh nie wieder in ein Hotel.“ – Wie wahr: George

Wer sind eigentlich die Menschen, die das Ausgangsmaterial von Found Footage-Streifen in der filmischen Realität zusammenschneiden? Nehmen wir als Beispiel die deutsche Variante „Seekers“. In den einleitenden, kurios fehlerhaften Texttafeln ist die Rede davon, dass in der polnischen Pampa Kameras mit insgesamt 73 Stunden Filmmaterial gefunden wurden. Dass die Polizei diese sichten muss, um Aufschluss über das Schicksal der für die Aufnahmen verantwortlichen Freizeitfilmer zu erlangen, leuchtet ein. Weniger sinnig hingegen erscheint das 90-Minuten-Destillat, das als eine Art Best-of gereicht wird. Für welchen Zweck auch immer. Dabei verlässt sich Autor und Regisseur Michael Effenberger („Survival“) voll auf jene Standarten, die US-amerikanische Vorbilder wie „Blair Witch Project“ und „Paranormal Activity“ etabliert haben.

Das macht seine Version des vorgegaukelten Reality-Horrors jedoch keineswegs schlecht. Im Gegenteil. Sieht man von altbekannten konzeptbedingten Schwachheiten ab – auch hier lässt sich das Dauergefilme gegen Ende kaum mehr rechtfertigen –, darf dieser Beitrag zu den besseren des Sub-Genres gezählt werden. Die Wirksamkeit resultiert dabei einmal mehr aus der Urangst, der Furcht vor dem Unbekannten im Dunkeln. Das findet sich im nördlichen Siebengebirge, in einem verlassenen Hotelkomplex mitten im Wald. Dorthin verschlägt es Mike (Robin Czerny), Freundin Eileen (Christine Winter) sowie George (Joel Sansi) und Sarah (Verena Puhm). Das Hobby der vier ist Geocaching, eine Art Schatzsuche, bei denen im Internet veröffentlichte Koordinaten den Weg zu etwaigen Fundstücken weisen. Begleitet werden sie von einem Kameramann, der den Trip ins Nachbarland dokumentiert.

Zunächst sind es Alltäglichkeiten. Und Einschübe einer Bahnhofskamera. Wie die wohl zum gefundenen Material gestoßen sind? Im beständigen, bisweilen etwas übertriebenen Bildgewackel steckt das Warten auf das Grauen. Davon lebt der Found Footage-Film, davon profitiert auch „Seekers“. Das ist sicher nicht ungeschickt, aber naturgemäß etwas zäh. Das ändert sich mit Ankunft beim alten Hotel. In dem verbringt die Gruppe die Nacht, erkundet das Gebäude und weckt das Grauen. Dessen Herleitung führt über morbide Kinderzeichnungen, einen Friedhof vor der Tür und die Ankündigung dämonischer Besessenheit. Dahingehend führt das Cover mit seiner Andeutung eines klauenbewährten Monsters in die Irre. Anders als in vergleichbaren Filmen erhält der Schrecken jedoch weit vor den Schlusssekunden ein Gesicht.

Die Erschließung der verzweigten Absteige nimmt den gesamten Mittelteil ein. Dieser stärkste Part ist vom zehrenden Warten auf den großen Huibuh-Moment geprägt. Das Szenario der Low Budget-Produktion bleibt minimalistisch wie gleichwohl effektiv. In der letzten halben Stunde wird der Schrecken für die Protagonisten real. Dabei offenbart sich einmal mehr die Wirksamkeit einer von Geisterhand geöffneten Tür. Im Anschluss, als Kontaktlinsen und falsche Zahnreihen blutiges Geschmier, überflüssige Bildstörungen und kalkulierte Jump-Scares beflügeln, öffnet sich Effenberger klassisch körperlichem Horror. Dass der Film funktioniert, liegt auch an den um authentische Zurückhaltung bemühten Darstellern. Zwar wirkt deren Spiel trotz improvisiertem Schein bisweilen gestelzt, doch tragen sie den Abstieg in Panik und Tod insgesamt überzeugend. Nur essentiell Neues sollte man insgesamt nicht erwarten.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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