Wrestler sind groß, stark und oft klobig. Sehen sie nicht gerade aus wie Terry ´Hulk´ Hogan oder Dwayne ´The Rock´ Johnson sind ihnen beim Einstieg ins Filmgeschäft meist nur Schurkenrollen vergönnt. Beim 2,15 Meter messenden Hünen Kane, eigentlich Glen Jacobs, wird da keine Ausnahme gemacht. Die Rolle des Killers im Horrorstreifen „See No Evil“, produziert von der ihn unter Vertrag haltenden Catcherliga WWE, kommt ihm und seinen mimischen Qualitäten gerade recht.
Der Nachname von Regisseur Gregory Dark – und ist er auch nur ein Pseudonym – kann kein Zufall sein. Als Musikvideo- und Sexfilmer machte er sich einen Namen. „See No Evil“ zeigt nach der Serie „Oz“ seine Qualitäten als „klassischer“ Unterhalter. Mehr als visuelle Reize bedienen muss er aber nicht. Da spritzt Blut und werden Leiber brachial geschunden. Ein ausgetüftelter Plot ist fehl am Platze. Den Slasher-Freund wird’s freuen, selbst wenn Dark dem Genre keine Neuerungen abringt.
Eine Gruppe jugendlicher Straftäter soll zu Resozialisierungszwecken ein heruntergekommenes Hotel renovieren. Nach aufsässiger Einführung und Charakterklischees ist schnell kooperatives Verhalten angesagt. Denn in dem alten Gemäuer treibt die geisteskranke Mordmaschine Jacob Goodnight (Kane) sein Unwesen. Und dessen Spezialität ist das Herausstechen der Augen seiner Opfer.
Formal bedient der Film den zeitgenössischen Horror. Das bedeutet düstere Kulissen, blasse Farben und schnelle Schnitte. Das muss reichen. Die Protagonisten sind kaum der Rede wert und mehr bewusst attraktives Futter für des Zuschauers Auge und des manischen Mörders Hackebeil. Trotz allseitiger Bekanntheit langweilt das keine Sekunde, wenn sich auch keine Spannung einstellen will. Statt dessen wird nicht mit Brutalität gegeizt, wenn vielseitiges Arbeitsgerät zur Destruktion etwaiger Körper zweckentfremdet wird.
Beginnt nach leicht schleppender Einführung das Töten, wird das Tempo angezogen – und überraschenderweise bis zum Schluss aufrecht erhalten. Anbei wird sogar noch das Motiv des Unholds geliefert, wenn Kindheitserinnerungen unter Mutters Knute im schmalen Geiste aufflammen. Dank sehenswerter Boshaftigkeiten und angenehm kurzer Spielzeit ist „See No Evil“ ein kompetent nach Schema F abgespulter Slasher, der nicht bewegt, aber auch nicht stört. Und Selbstironie gibt’s obendrauf, wenn der Abspann die Befürchtung nährt, der Killer könnte sich noch einmal erheben. Auf seine Weise ist das geradezu erfrischend.
Wertung: (6 / 10)