Seconds Apart (USA 2011)

seconds-apartBei den Filmen im Programm des „After Dark“-Horrorfestivals macht sich nicht selten das Gefühl breit, die betreffenden Werke würden in gestraffter Form, etwa im Umfang einer durchschnittlichen Episode der „Masters of Horror“, mehr Eindruck schinden. Trotz überschaubarer Budgets, mittlerweile auch gestemmt von der eigens gegründeten Produktionsfirma After Dark Originals, gibt es an Look und Machart meist wenig auszusetzen. Im Gegensatz zu den oft unausgereiften Drehbüchern.

Auch wenn sich „Seconds Apart“ einer gewissen Vorhersehbarkeit und schlussendlichen Flachheit nicht erwehren kann, zählt der von Antonio Negret gedrehte Mystery-Thriller zu den gelungeneren Beiträgen der After Dark-Sparte. Das liegt neben der morbiden Atmosphäre vor allem an den überzeugenden (Jung-)Darstellern. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die Zwillingsbrüder Jonah und Seth (Edmund und Gary Entin), deren Geburten gerade einmal 93 Sekunden auseinander liegen.

Als zu Beginn eine Pennälerparty in ein Blutbad mündet, ist die Beteiligung der Brüder, zumindest für den Zuschauer, unübersehbar. Die beiden verfügen über paranormale Fähigkeiten und können die Gedanken ihrer Mitmenschen manipulieren. Für die in einem streng christlichen Elternhaus aufwachsenden Teenager ist das Leben eine Versuchsreihe. Indem sie auserkorene Opfer grausam in den Tod treiben, wollen sich die keiner empathischen Regung fähigen Zwillinge zu emotionalen Reaktionen zwingen. Das einleitende Massaker ruft jedoch den traumatisierten Polizisten Lampkin (Orlando Jones, „Fährte des Grauens“) auf den Plan.

Die alptraumhaften Visionen des Ermittlers bleiben für die Entwicklung des Plots zwar nebensächlich, unterstreichen aber effektiv die Zerrissenheit des vernarbten Anti-Helden. Der kommt schnell hinter das Geheimnis der Brüder. Aber wer würde ihm schon glauben? Dass den mörderischen Zwillingen letztlich Zwietracht zum Verhängnis wird, ist mit Jonahs Näherung an Mitschülerin Eve (Samantha Droke) früh greifbar. Der Weg zum feurigen und in der radikalen Auflösung der gottesfürchtigen Heile Welt-Fassade durchaus überraschenden Finale ist aber stimmig genug geraten, um die relative Durchschaubarkeit und die überflüssigen Herkunftserklärungen der übersinnlichen Kräfte aufzuwiegen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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