Schläfer (D/A 2005)

schlaeferDie Angst vor dem internationalen Terrorismus dient Benjamin Heisenberg als Fixpunkt einer dramatischen Dreiecksbeziehung. Sein Film „Schläfer“ ist unaufgeregtes, anspruchsvolles Schauspielkino. Das teilt er mit vielen deutschen Nachwuchsregisseuren. Die Besonderheit spiegelt sich hier im vielschichtigen Umgang mit dem Thema. Die Anschläge vom 11. September 2001 veränderten die Welt und schürten ein allgegenwärtiges Verdachtsmoment gegen Muslime. An dieser Stelle setzt Heisenberg an. In der Eingangssequenz, die den Zuschauer durch angedeutete Subjektivität zum stillen Beobachter macht, will Verfassungsschutzbeamtin Wasser (Gundi Ellert, „Marias letzte Reise“) einen Zivilisten für einen Observationsauftrag gewinnen.

Johannes (Bastian Trost, „Das Leben der anderen“) arbeitet in einer biotechnischen Forschungseinrichtung. Für Frau Wasser soll er den Freund und Kollegen Farid (Mehdi Nebbou, „München“) bespitzeln. Zunächst weigert er sich. Als sich Johannes aber in die Kellnerin Beate (Loretta Pflaum, „Der Hahn ist tot“) verliebt, sie aber eine Beziehung mit Farid eingeht, trübt die Eifersucht sein Blickfeld. Indizien scheinen sich zu häufen, dass Farid tatsächlich Kontakte zu extremistischen Kreisen unterhält. Der Gipfel ist Johannes berufliche Übergehung beim Durchbruch des gemeinsamen Projektes. Vertrauensvoll wendet er sich an Frau Wasser.

Geschickt überträgt Heisenberg die Zweifel des Denunzianten auf den Betrachter. Die Wohnung des Moslems lässt hinter jedem fremdartigen Gegenstand eine Bedrohung lauern. Dass er sich an kollektiven Gewaltspielen im Internet beteiligt, macht den Fall klar. Und da ist da noch der freundschaftliche Vertrauensbruch. So einfach es sich „Schläfer“ bei der Positionierung der Figuren zu machen scheint, umso trüber wird ihr Bild im weiteren Verlauf. Aus dem Moslem wird der Mensch, ein verletzliches Wesen, das ohne ersichtlichen Grund ins Visier eines paranoiden Staatsgefüges gerät. Dabei verzichtet der Film auf eine klar strukturierte Motivlage. In ruhig erzählten Szenenwechseln wird das, was in Hollywood ein politischer Thriller geworden wäre, zum sensiblen, glänzend gespielten Drama. Eine kluge Reflexion über Stereotypen und emotional verzerrte Vorurteile.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

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