Savage Island – Insel der Toten (CDN 2003)

savage-island-2003Gern laben sich moderne Horrorfilme am Erbe der siebziger Jahre. Das sogenannte Terrorkino verbreitet seinen Schrecken auch in der Gegenwart. Zumeist in Gestalt aufpolierter Remakes. Den Ton jener Ära unberechenbarer Grausamkeit treffen viele der neuen Produktionen. Ihrem Geist als würdig erweisen sich nur wenige. Jeffery Scott Lando orientiert sich bei seinem Regiedebüt „Savage Island“ an Wes Cravens „The Hills have Eyes“. Seine Version des Familienkriegs in der Einöde verlagert das Geschehen vom Wüstensand auf eine bewaldete Insel. Der Rest entspricht mehr oder weniger der Vorlage.

Hier ist es das Ehepaar Steven (Steven Man, „Rogue“) und Julia (Kristina Copeland, „Alien Incursion“), das zusammen mit Baby Alex zur Visite bei ihren Eltern (Don S. Davis, „Twin Peaks“ / Beverly Breuer, „Masters of Horror: Homecoming“) anrückt. Die bewohnen mit Sohn Peter (Brendan Beiser, „Akte X“) ein abgeschiedenes Eiland, welches die Familie zu einem Urlaubsressort umzufunktionieren gedenkt. Das einzige Problem sind die „Nachbarn“, eine heruntergekommene Sippschaft degenerierter Hinterwäldler. Als Peter deren Jüngsten mit dem Auto überfährt, fordert Oberhaupt Eliah (Winston Rekert, „Wicked Minds“) zur Wiedergutmachung den kleinen Alex. Gegenseitigen Drohungen folgt bald Gewalt.

Jeffery Scott Landos No Budget-Thriller ist ein sehenswerter Horrorstreifen, der im Gegensatz zu den bekannten Vorbildern auf hintergründige Zivilisationskritik verzichtet. In den Mittelpunkt rückt die Bemühung, mit Hilfe der reduzierten Digitalkamera ein düsteres, mitunter beklemmendes Stimmungsbild zu zeichnen. Das weitläufig bewaldete Areal und die völlige Umschließung der Insel mit Wasser macht das Terrain zum Feind der Städter. Fluchtmöglichkeiten sind begrenzt, der Konflikt voll auf die archaischen Fertigkeiten der verwahrlosten Familie zugeschnitten. Wie bei „The Hills have Eyes“ müssen die scheinbar zivilisierten Opfer eins werden mit den gewaltbereiten Opponenten, um die Chance des Überlebens aus eigener Kraft zu wahren.

Grafische Gewalt streut Lando nur selten. Das Hauptaugenmerk ruht auf der Zuspitzung des schwelenden Konflikts. Im Stile der Vorreiter läuft die minimalistische Handlung nicht auf einen finalen Höhepunkt hinaus, sondern entwickelt sich nach dramaturgisch unkonventionellen Mustern. Das kaum vorhandene Budget beschränkt den Film zwar in seinen Möglichkeiten, nicht aber im Bemühen eines ungemütlichen Grundtons. Konstanz erhält dieser durch die weitgehend überzeugenden Darstellerleistungen, welche deutlichen Abstand zu etwaigen Amateurproduktionen herstellen. An Boden verliert der grundlegend positive Gesamteindruck jedoch durch das inkonsequente wie wenig sinnhafte Ende. Genrefans können einen Blick riskieren.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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