1995 war die Welt noch in Ordnung: Der zweite Ausverkauf des Punk lag erst in den ersten Zügen, statt steter Kommerzialisierung hoben US-Indie-Labels wie Epitaph und Fat Wreck das totgesagte Genre mit unermüdlichem Einsatz und meist untrüglichem Gespür für mitreißende Bands aus der Traufe. Stellvertretend für den melodiösen Punk in Europa etablierte sich die schwedische Plattenschmiede Burning Heart, die den amerikanischen Vertretern mit MILLENCOLIN, NO FUN AT ALL, 59 TIMES THE PAIN oder den SATANIC SURFERS ein eigentümliches Pendant aus Melodie und Härte entgegenstellte.
Letztgenannte gründeten sich bereits Ende 1989 im beschaulichen Lund und veröffentlichten nach temporärer Umbenennung in GARBAGE D.C. im August ´94 ihre Debüt-EP „Skate to Hell“ über Bad Taste Records. Kurz darauf folgte der Burning Heart-Einstand „Keep Out!“ – deren Songs die SURFERS bedauerlicherweise nur selten vor Publikum spielten – , der als Sänger noch den ursprünglichen Frontmann Ulf aufwies. Nicht einmal ein Jahr später stand mit „Hero of Our Time“ das erste Album der Band in den Regalen. Darauf fungierte Drummer und vormaliger Backgroundsänger Rodrigo Alfaro erstmals als hauptsächliche Stimmgabe. Mit durchschlagendem Erfolg.
Die Scheibe ist ein unverwüstlicher Klassiker. Weniger für die SATANIC SURFERS, als vielmehr für die gesamte Stilprägung des Schweden-Cores. Bands wie ADHESIVE, ASTREAM und VENEREA zeigten sich spürbar von ihren Landsmännern beeinflusst, selbiges gilt für zahllose europäische Nachwuchscombos. Das besondere Moment der SURFERS blieb ihr Gespür für politische Texte, deren Verständnis keine tiefschürfenden Englischkenntnisse verlangten. Hits wie „Puppet“, „The Treaty and the Bridge“ oder „Before It´s too Late” laden unverzüglich zur gesanglichen Einstimmung, während die temporären Hardcore-Anleihen den Tracks ihre abrundende Schärfe spenden.
Ihre absurde Seite kitzelten die vier mit der Neuauflage von „Armless Skater“, einem Punk-Treiber unsinnigen Inhalts, hervor. Diese Leichtfüßigkeit, die den Spaß an der Musik weit vor der Zahl verkaufter Platten rangieren ließ, zählt die SATANIC SURFERS bis heute – auch nach ihrer Auflösung – zur Speerspitze des europäischen Polit-Punks. Auf „Unconsciously Confined“, ihrem vorletzten Album, nahm Schreiber Alfaro mit dem Song „Aim to Please?“ trotzdem Distanz zum Titeltrack.
„´Hero of our Time´ was a funny song back then, but to play it today would be kind of lame“, hieß es im Bestreben, den Wunsch nach Weiterentwicklung endlich auch den Fans begreiflich zu machen. Wer aber gerade auf späteren Konzerten die Rufe der Anhängerschaft nach eben diesen Klassikern vernehmen durfte, der wird ermessen können, welche Bedeutung eine Platte wie diese, nicht nur für den Einzelnen, sondern für das Kollektiv einer beachtlichen Schar von Freunden jener Spielart des Punk hat. Und eben diese trieben die SURFERS nachhaltig ihrem Zenit entgegen.
Wertung: (9 / 10)