Klaus Kinski war dort zu finden, wo das meiste Geld bezahlt wurde. Die Qualität der durch seine Mitwirkung unterstützten Filme spielte nach eigener Aussage kaum eine Rolle. Verlangt wurden seine Dienste häufig im europäischen Ausland. Gerade in Italien war er ein gern gesehener Gastakteur und veredelte manch mittelprächtige Genreware durch sein mimisches Zutun. Oft trat er in Nebenrollen in Erscheinung, als Schurke, als Psychopath, als Mörder. Tragende Rollen, mehr noch die Verkörperung der Hauptfigur bildeten die Ausnahme. Als Held taugte der oft grimmig dreinblickende Kinski ohnehin nicht. Im Italo-Western „Satan der Rache“ ist er dennoch der „Gute“, der unbarmherzig mit den Verantwortlichen seines Schicksals ins Gericht geht.
Viele Jahre hat Gary Hamilton (Kinski) unschuldig in einem Steinbruch Zwangsarbeit verrichtet. Aufrecht hielt ihn der Gedanke an Vergeltung. Als der ehemalige Militäroffizier begnadigt wird, scheint die Stunde der Rache gekommen. Er kehrt in seine Heimat zurück, besorgt sich ein Gewehr und rückt dem reichen Grundbesitzer Acombar (Peter Carsten, „Dracula im Schloss des Schreckens“) auf die Pelle. Der legte das Fundament für sein Vermögen durch einen Raubüberfall, den er anschließend in Garys Schuhe schob. Bevor der Vigilant zur Tat schreitet, lässt er durch Dick (Antonio Cantafora, „Baron Blood“), den nichts ahnenden Sohn des Feindes, eine Botschaft seiner Ankunft übermitteln. Acombars Befehle an seine Männer sind klar, will er die dunkle Vergangenheit doch mit Garys Leiche ein für allemal begraben.
Der von Antonio Margheriti („Fünf blutige Stricke“) unter dem angestammten Pseudonym Anthony Dawson überraschungsfrei, aber sehenswert inszenierte Film ist ein Spaghetti-Western alter Schule – hart, humorlos, desillusioniert. Die Spannung hält sich allein darüber aufrecht, dass die Hintergründe der Vendetta erst nach und nach enthüllt werden. Die Geschichte lebt von Kinskis gewohnt starker Performance, die Garys innere Zerrissenheit – schließlich nahm ihm Acombar auch noch die Gattin (Marcella Michelangeli, „Hexenkessel Kairo“) weg – in freudlosen Gesichtszügen nach außen trägt. Die zeichnen bald auch die Mienen seiner Gegner, weckt er durch die Vorankündigung seines Kommens doch auch Dicks Neugier. Das mehrt die Anspannung durch zunehmende familiäre Streitigkeiten.
Die düstere Atmosphäre, die sich deutlich an zeitgenössische Gruselfilme anlehnt, wird durch einen aufziehenden Wirbelsturm unterstützt, der Gary buchstäblich wie eine Naturgewalt über seine Feinde kommen lässt. Das weckt Erinnerungen an Sergio Garrones „Django und die Bande der Bluthunde“, wo der Rachsüchtige Anti-Held ebenfalls mit geisterhaften Zügen versehen aus der Dunkelheit zuschlug. „Satan der Rache“ beschränkt sich ohne Umschweife auf die Essenz des Plots. Gary wird entlassen, Gary bewaffnet sich, Gary tötet. Originell ist das nicht, aber es ist geprägt von einer schnörkellosen Zielstrebigkeit. Ein Klassiker wird daraus nicht. Aber es genügt für einen auch heute noch reizvollen Film mit einem abermals sehenswerten Klaus Kinski.
Wertung: (6,5 / 10)