Sartana – Noch warm und schon Sand drauf (I/E 1970)

sartanansanddrauf„Ist das nicht fabelhaft, Kameraden? Noch warm und schon Sand drauf.“ – Sartana

Gianni Garkos Paraderolle ist die des smarten Glücksspielers und Revolverhelden Sartana. Der italienische Mime ritt lange auf der Erfolgswelle des Spaghetti-Westerns mit, ehe er später auch in deutschen Sexpossen („Drei Schwedinnen in Oberbayern“) und Heimatschnulzen („Bel Ami – Liebling der Frauen“) mitwirkte. In „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ gab er den gewitzten Titelhelden bereits zum vierten Mal. Regie führte Guiliano Carnimeo („Man nennt mich Halleluja“), der insgesamt drei Filme der Reihe inszenierte.

Diesmal bekommt es der James Bond des wilden Westens mit Bankier Hoffman (Antonio Vilar, „Sechs Pistolen jagen Professor Z“) und seinen Spießgesellen zu tun. Die haben es, ebenso wie der einflussreiche Chinese Lee Tse Tung (George Wang, „Todesgrüße von Gamma 03“), auf den vermeintlich wertvollen Grund des gleich zum Auftakt ermordeten Benson abgesehen. Dessen Besitz geht in die Hände seiner Nichte (Daniela Giordano, „Meteore auf dem Asphalt“) über, die nun selbst ins Visier der Drahtzieher gerät. Sartana steht ihr bei und weist die hinterhältigen Interessensparteien mit List und flinkem Finger am Abzug in ihre Schranken.

Die Originalität des Stoffes hatte zu diesem Zeitpunkt bereits merklich gelitten, was Carnimeo durch eine actionorientiert überzogene Variation bekannter Klischees leichter Hand ausgleicht. Der Schnauzbart steht Garko zwar weniger gut zu Gesicht, dafür zieht die deutsche Synchronfassung aus der Kalauerschmiede des legendären Rainer Brandt alle Register sprachlicher Kapriolen. Da werden ohne Rücksicht auf ursprünglich angedachte Textzeilen derbste Zoten eingeflochten, die, obwohl längst nicht jeder Lapsus sitzt, oft genug das Zwerchfell erschüttern. Doch auch ohne dies launige Zutun ist der kurzweilige Streifen mit Selbstironie gesegnet, so dass der Tenor nicht so arg ins Absurde driftet, wie bei anderen Vertretern des Genres.

Die klassischen Motive erhalten durch den schmissigen Score des Leone-Hausdirigenten Bruno Nicolai („Der Mann mit der Kugelpeitsche“) Gewicht, der sich mit Gitarre und Trompete spürbar an Ennio Morricone orientiert. Überhaupt haben Novitäten wenig Raum in diesem grundsoliden Action-Western, der seinen Platz an der Sonne dank des sympathischen Hauptdarstellers und der strammen Direktion sichert. Die deutsche Sprachfassung setzt dem putzmunteren Ulk die Narrenkappe auf, was sicher nicht zur gesteigerten Ernsthaftigkeit beiträgt, wohl aber den Legendenstatus der teils brüllend komischen Brandt-Vertonungen nährt. Ein spaßiger Ritt ohne Anspruch, so bleihaltig wie amüsant.

Ein paar der erquickenden verbalen Ausreißer der Teutonenfassung:

Sartana…

…zu Bensons Mördern, die auch ihm das Licht ausblasen wollen: „Wer bläst hier wem einen?“

…im Gespräch mit dem Mann an der Garderobe in Lees Spielsalon, als der seinen Colt verstauen will: „Warte Garderoben-Frieda. (…) Hier ist noch eine Bohnenschleuder.“
Garderobier: „Was denn, haben sie noch mehr anzubieten?“
Sartana: „Na sicher doch. Eine große Flak und ein paar Granatwerfer. Die habe ich aber nicht bei mir, die beulen die Taschen so aus.“

…und Lee im Gespräch: „Was für eine merkwürdige Uhr. Sie ist doch sicher nicht aus Silber.“
Sartana: „Sie ist aus Blei, du Gelbei. Die silberne trage ich nur mit meinem Sonntag-vor-der-Türsteher-Anzug.“

…über den weisen Konfuzius: „Na vielleicht war er weise, aber der Immobilienmarkt war ihm sicher nicht so geläufig.“

…beim Anblick des Messers, das aus dem Rücken des Kollegen Franco Ressel ragt: „Schau her, da hat ja einer Grüße aus Solingen geschickt.“

…im Zwiegespräch mit einem Opponenten: „Deine dreckigen Tricks sind bei mir ein Schuss in den Ofen. Ich heiße Colorado Joe.“
Sartana: „Von mir aus Fürchtegott Krause.“

…, nachdem er einen Schergen mit einer Schaufel niedergestreckt hat: „So, jetzt hast du eine Beule im Bart, aber deine Plomben kriegen wieder Luft.“

…auf Hoffmans Geschäftsvorschlag: „Wüsste nicht, was wir beide teilen sollten. Ne Schüssel dicke Milch?“

…zu selbigem, als er ihn angeschossen hat. „Na was ist denn, Blähungen?“

…, als er Lee zwingt den Kaufvertrag zu ändern: „Und deutlich schreiben, wenn ich bitten darf. Sonst denkt man nachher, mein Pferd hat unterschrieben.“

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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