Zeitreisen beflügeln die menschliche Fantasie seit Jahrhunderten. Mehr noch als die Literatur hat das Kino die Vorstellung vom Besuch vergangener, oder im umgekehrten Fall zukünftiger Tage geprägt. Glaubwürdigkeit ist im Kontext solcher Stoffe nicht vorgesehen. Umso größer wiegt die Kraft der Illusion, die logische Wahrnehmung durch berauschende Bilderwelten zu übertölpeln. Dem japanischen Beitrag „Samurai Commando: Mission 1549“ gelingt dies Kunststück nicht. Die moderne Aufpolierung des trashigen Endsiebzigerspektakels „Time Slip – Der Tag der Apokalypse“ nimmt sich und sein abstruses Handlungskonstrukt dermaßen ernst, dass der Unterhaltungswert beträchtlich sinkt.
2003 führt das japanische Militär Versuche durch, die Menschen zurück durch die Zeit schicken sollen. Als die Tests erfolgreich verlaufen wird die Experimentalkompanie von Oberst Matoba (Takeshi Kaga, „Death Note“) ins Jahr 1549 transportiert – und prompt von einem Samuraiheer attackiert. Zwei Jahre später drohen mysteriöse schwarze Löcher die Erde zu verschlingen. Die Ursache liegt in der Vergangenheit, wo Matoba den Lauf der Geschichte verändert haben muss. Eine weitere Einsatztruppe wagt den Sprung ins kriegerische Mittelalter, um die Überlebenden der ersten Mission zu retten und das historische Gleichgewicht wieder herzustellen. Doch der Oberst ist zum tyrannischen Anführer aufgestiegen und denkt nicht daran, die von ihm beanspruchte Machtposition aufzugeben.
Der Mix aus Science-Fiction-Opus und Kriegs-Action ist mit Aufwand umgesetzt, im Gegenzug aber kaum fesselnd inszeniert. Ohne charakterliche Entwicklung bleiben die Figuren simples Mittel zum Zweck des Handlungsantriebs. Nur kann Regisseur Masaaki Tezuka („Godzilla against Mechagodzilla“) aus dieser Vorgabe des Drehbuchs keine Spannung gewinnen. Das Schicksal der Protagonisten schert wenig, was gerade den wortreichen Mittelteil zum schieren Bremsklotz werden lässt. Und weil das ganze auch noch ohne erkennbare Wonne gespielt ist, müssen es eben die Gefechte zwischen Kampfhubschraubern und Samuraikriegern richten. Denn neben dem Menschen ist auch die Kriegsmaschinerie in die Vergangenheit katapultiert worden.
Der haarsträubende Plot wird noch übertroffen von der Unbeständigkeit. Bei nicht einmal 90 Minuten Spielzeit versagt dem Streifen die Kurzweil ihren Dienst, weil sie im behäbigen Aufbau schlicht konterkariert wird. Droht die Langatmigkeit aber jegliches Interesse zu begraben, setzt großspurige Action ein. Dann durchbrechen Panzer hölzerne Palisaden, durchschlagen Gewehrkugeln eiserne Rüstungen und fahren blitzende Schwertklingen in des Feindes Körper. Schlecht sieht der Kleinkrieg der Dynastien nicht aus, wenn auch nicht alle der computeroptimierten Effekte ihr Geld und einen Blick wert sind. Es fehlt an erzählerischer Stringenz, um aus einem sinnfreien Spektakel wie diesem mehr zu machen als puren Budenzauber ohne Spaßgehalt.
Wertung: (4 / 10)