Rocky III – Das Auge des Tigers (USA 1982)

rocky3Eines kann man Sylvester Stallone definitiv nicht nehmen, wenn er irgendwann einmal die große Bühne namens Welt verlässt, in den Geschichtsbüchern Hollywoods wird er immer einer der großen Actiondarsteller bleiben. In Hollywood zählt Talent eben immer noch etwas weniger als Kasse und davon hat Stallone vor allem in den 80ern und frühen 90ern genug gemacht. Seine von ihm verkörperten Figuren John Rambo und natürlich Rocky Balboa sind aus der Traumfabrik nicht wegzudenken, wenn auch beide unumgänglich ihren Höhepunkt im ersten Teil der jeweiligen Saga hatten und die Geschichten wie Charaktere der Serien mit fortlaufender Dauer abstruser wurden.

Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat es geschafft, nachdem er in Teil eins den amtierenden Champion Apollo Creed (Carl Weathers) beinahe schlagen konnte, darf er sich nach einem mitreißenden Kampf in Teil zwei neuer Weltmeister im Schwergewicht nennen. Rocky ist oben auf, privat läuft mit seiner Ehefrau Adrian (Talia Shire) alles nach Plan und selbst Adrians für kurze Zeit auf die schiefe Bahn geratene Bruder Paulie (Burt Young) bekommt von Rocky einen Job angeboten. Als frischer Weltmeister kann er seinen Ruhm durch zahlreiche Siege weiter ausbauen und auch Showkämpfe, wie gegen den Wrestling-Star Thunderlips (Hulk Hogan), übersteht Rocky mehr recht als schlecht. Doch dunkle Wolken ziehen über dem Paradies herauf, denn der harte Brocken Clubber Lang (Mr. T) kämpft sich mit eisernem Willen und großen Sprüchen nach oben und ist plötzlich Herausforderer Nummer eins auf den Titel.

Rocky lässt sich durch die kühnen Sprüche des vermeintlichen Underdogs dann auch artig provozieren. Sein alter Trainer Mickey (Burgess Meredith) hält ihm ein letztes Mal für diesen einen Kampf die Stange. Doch Rocky, geblendet durch Ruhm und Reichtum, vergeigt durch mangelndes Training und ein Höchstmaß an Selbstüberschätzung den Kampf, verliert seinen Titel klar gegen Clubber und zudem erliegt sein langjähriger Trainer Mickey während des Kampfes einer Herzattacke. Wie ein geprügelter Hund bekommt er nach dieser schmachvollen Niederlage kein Bein auf den Boden. Erst das Auftauchen seines alten Ringgegners Apollo verleiht ihm nach mühevoller Kleinstarbeit einen festen Stand und er findet seinen alten Biss wieder, um noch einmal gegen Clubber um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.

Der Anspruch des ersten Teils – und mit einigen Abstrichen trifft dies auch noch auf den zweiten Teil zu – ist vergangen und Sylvester Stallone, der hier wieder für Drehbuch und Regie verantwortlich war, ist verflogen und inszeniert wurde lediglich ein perfekt getrimmtes Boxerfilmchen. Das Stallone dabei lediglich an der Oberfläche seiner Figuren kratzt stört ihn da wenig, sich selbst hätte er wohl nicht greller ins Licht rücken können. Mit grottiger Frisur, treuem Dackelblick und einem mit null Gramm Fett bestückten Körper kann die Achterbahnfahrt im Leben des Rocky Balboa keiner mehr ernst nehmen. „Rocky 3 – Im Auge des Tigers“ verkommt einzig zum stupiden Unterhaltungsfilmchen, auf dieser Ebene funktioniert er aber auch heute noch ganz ausgezeichnet und meist gibt es gleich bei kleineren privaten Sendern zur Prime Time den vierten Teil der Saga hinterher.

Konnte man sich mit der Figur des Rocky Balboa anfangs identifizieren, weil durch ihn der amerikanische Traum vom Tellerwäscher zum Millionär vorgelebt wurde, so muss Stallone hier diese Tugenden erst wieder lernen, nachdem ihn der Erfolg böse eingeholt hat. Die Mimiken Stallones sind an einer Hand abzuzählen, Gefühlsregungen vermag der ehemalige Actionheld wie gewohnt mit der Intensität einer kalten Kartoffel rüberzubringen. Der frühere Footballer Carl Weathers („Action Jackson“, „Predator“) hat hier nach zwei kleineren Rollen mehr Zeit in das Geschehen einzugreifen. Ein Umstand, der dem Film ganz gut tut, denn ohne sein Zutun wäre die Auferstehung des Rocky Balboa wohl noch eine Spur irrealer geworden. Von ernsthaftem Getöse kann aber beileibe keine Rede sein, vielmehr darf man sich als Zuschauer über die beiden Testosteronklumpen freuen, die mit gestähltem Oberkörper, knapper Hose und bauchfreiem Top am Strand Sprintwettbewerbe veranstalten.

In Nebenrollen die bekannten Gesichter aus bis dato bereits sechs Jahren Rocky-Filmgeschichte. Talia Shire („Der Pate 1-3“) als am Ring „Roockyyyyyyy“ schreiende Haus- und Hofdame Stallones, die zum rechten Zeitpunkt immer die richtigen Worte findet, um ihren in sich gekehrten Ehemann aufzumuntern. Burt Young („Convoy“, „Es war einmal in Amerika“) als Stallones Schwager, der zukünftig in der Ringecke platz nehmen darf und für kurze Zeit auch Burgess Meredith („Im Vorhof der Hölle“), der sich aber zeitig von der Bildfläche verabschiedet. Erstmals hat man es in den Filmen mit einem richtigen Bösewicht zu tun, optimal verkörpert von Mr. T („Das A-Team“), der mit markigen Sprüchen („Halt die klappe alter Mann!“, „Hey, Du Frau“) um sich werfen darf. Wrestlingstar Hulk Hogan darf sich selbst und vor allem seinen gefürchteten Leg-Drop zeigen. Allerdings hätte dieses Intermezzo im ersten Drittel des Films kein Mensch zwingend benötigt, die Story eh nicht.

Die Action ist in „Rocky 3 – Im Auge des Tigers“ optimal gefilmt, die Boxkämpfe sind rasant in Szene gesetzt und würden auch heute noch Maßstäbe des Faustkampfes setzen. Mit der Realität hat die Verteidigungsarme Schlacht im Ring aber nichts zu tun und wenn Stallone nach unzähligen schweren Kopftreffern noch immer leichtfüßig seinem Kontrahenten ausweicht – auch da schallt es natürlich wieder „Roockyyyy“ vom Platz der Frau -, kringeln sich die Fußnägel eines jedes richtigen Boxers. Doch geht es hier nicht um eine reale Darstellung, sondern um Unterhaltung. Und genau da funktioniert der Film, auch wegen der durchweg passenden Musik, mit der die Kontrahenten trainieren und sich gegenseitig auf die Omme kloppen. Netter 80er Spaß also, den man nicht ernst nehmen sollte, der aber genau dann auch noch 20 Jahre später für gute Unterhaltung sorgt.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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