Rocky Balboa (USA 2006)

rocky-balboaAls Sylvester Stallone einen sechsten „Rocky“-Teil ankündigte, da lag schon ein wenig Häme in der Luft. Kann die ewige Hackfresse es einfach nicht lassen? Muss er nach „Rocky V“ wirklich noch das letzte bisschen Würde aus seiner tragischen Filmfigur prügeln lassen, nur weil die hochklassigen Rollen in letzter Zeit etwas seltener in den Briefkasten flatterten? All diese Zweifler dürften jetzt überrascht sein.

Rocky (Sylvester Stallone, „Demolition Man“) hat sich vom Ring schon lange zurück gezogen. Seine Tage verbringt er heute in seinem Restaurant – und am Grab seiner verstorbenen Frau Adrian. Doch als eines Tages eine Computersimulation einen Kampf zwischen Rocky und dem amtierenden Schwergewichtsweltmeister Mason Dixon (Antonio Tarver) nachstellt und Rockys Sieg voraussagt, wird seine alte Ringleidenschaft wieder geweckt. Und auch Dixon braucht diesen Kampf. Sein Image ist denkbar schlecht, da ihm im Ring eben das fehlt, was Rocky Zeit seiner Karriere ausgezeichnet hat – die Leidenschaft. Man einigt sich auf einen Showkampf in Las Vegas. Rocky muss also wieder in Form kommen. Zeit für die guten alten Schweinehälften.

Es hätte so dämlich sein können, so hohl, so langweilig. Doch „Rocky Balboa“ ist ein Film voll Herz und Gefühl. Stallone gibt seiner Underdog-Geschichte hier einen deutlich würdigeren Abgang als noch im unsäglichen „Rocky V“. Man sieht diese Wandlung schon an der fehlenden Nummer hinter dem Namen. Der Arbeitstitel „Rocky VI“ wurde verworfen – ein deutliches Zeichen. Rocky wird hier wieder zu dem etwas tumben und naiven, aber gutmütigen Fleischklops, der sich einmal mehr von unten hocharbeiten muss – Dauerlauf durch Philadelphia, schweres Metall und eben Schweinehälften inklusive.

Es geht in „Rocky Balboa“ für die Hauptfigur nicht ums Gewinnen – es geht ums Loslassen. Ob er seinen Kampf am Ende gewinnt oder verliert, ist nicht wichtig. Den Ring verlässt Rocky eh schon, nachdem er ein letztes Mal einen guten und harten Kampf absolviert hat, bevor die Richter das Ergebnis bekannt geben. Stallone hat geschafft, was ihm wohl keiner zugetraut hätte. Sein Abschiedsfilm von der Figur des Italian Stallion ist natürlich viel zu pathetisch und trieft gelegentlich vor Kitsch, aber trotzdem ist es ein gelungener letzter Auftritt von Stallones Alter Ego. Man kann ihm für „Rambo IV“ nur das gleiche gute Händchen wünschen. Die bisherige Plotoutline lässt zwar böses erahnen, aber das hatte man bei „Rocky VI“ ja auch gedacht.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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