Robin Hood (USA 1922)

robinhoodfairbanksDen ersten abendfüllenden „Robin Hood“ der Filmgeschichte verkörperte Douglas Fairbanks („Der Dieb von Bagdad“). Und welch strahlenden Helden der 1883 geborene Mime abgab! Den Bogen beherrscht sein tapferer Earl of Huntingdon wie kein Zweiter und auch im Umgang mit Lanze und Schwert ist er ein Gegner von Format. Doch wehe das weibliche Geschlecht kommt ins Spiel. Plötzlich verwandelt sich der tollkühne Ritter in einen Hasenfuß und lässt sich von einer Schar Burgfrolleins auch mal in den Burggraben scheuchen.

Beim beliebten König Richard (Wallace Beery, „Die verlorene Welt“) steht Huntingdon hoch im Ansehen. Bevor der Regent ihn als Kreuzritter mit ins Morgenland nimmt, bringt er den schüchternen Helden mit der schönen Lady Marian Fitzwalter (Enid Bennett) in Kontakt, die er prompt vor dem Zugriff des eitlen Prinzen John (Sam De Grasse, „Birth of a Nation“) und seinem Komplizen Guy von Gisbourne (Paul Dickey) bewahrt. In Richards Abwesenheit planen die beiden sich des Throns zu bemächtigen. Gisbourne wird für seine treuen Dienste Marians Hand versprochen. Dafür muss er aber erst mal Nebenbuhler Huntingdon aus dem Weg geräumt wissen.

Anders als bei späteren Verfilmungen der berühmten Heldengeschichte wird viel Zeit in den Vorlauf investiert. Bevor er zu Robin Hood wird, bricht Huntingdon mit Richard zum dritten Kreuzzug auf. Als er nach einer brieflichen Warnung Marians bezüglich der Pläne Prinz Johns nach England zurückkehren will, fällt er aber einer Intrige Gisbournes anheim. Doch statt ihn hinrichten zu lassen gewährt Richard dem vermeintlichen Deserteur Gnade und befiehlt seine Einkerkerung. Nach seiner vom Getreuen Little John (wiederholte die Rolle auch in der populäreren Version mit Errol Flynn: Alan Hale) gestützten Flucht verschlägt es ihn als Freischärler in die Wälder von Sherwood, wo er dem tyrannischen John (dem Prinzen) den Kampf ansagt und in der Bevölkerung rasch zum Volkshelden aufsteigt.

Der 1922 gedrehte schwarz-weiße Stummfilm, der später auch in vertonter Colorfassung zugänglich gemacht wurde, beeindruckt durch aufwendig gestaltete Massenszenen und kolossale Bauten. Ausstattung und Kostüme künden von der schieren Besessenheit, die Fairbanks als Autor und Produzent – die Regie übernahm Allan Dwan („Du warst unser Kamerad“) – in das seinerzeit sündhaft teure (das Budget betrug rund 1,4 Millionen Dollar) Projekt kanalisierte. Vor der Kamera agiert er mit Witz und Verve, was den imposanten Film bei mehr als zwei Stunden Spielzeit auch heute noch sehenswert macht. In den Kampf greift später auch der reumütige Richard ein und hilft dem Happy End in mysteriöser schwarzer Rüstung auf die Sprünge. Ein charmantes Breitwand-Abenteuer.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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