Red City Radio – Live at Gothic Theatre (2022, Pure Noise Records)

Die Diskussion ist die ewig selbe: Sind Live-Platten Fluch oder Segen? Wie so häufig liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Und mehr noch im Auge des betrachtenden Individuums. Fakt ist: Es ist gibt diverse großartige Konzertmitschnitte. (Behaupteter) Fakt ist auch: Das erste Live-Album von RED CITY RADIO zählt nicht dazu. Das soll keineswegs bedeuten, „Live at Gothic Theatre“ wäre misslungen. Nur fällt es schwer, die Scheibe über den Status „Ganz nett“ hinauszuhieven. Das mag – aus streng subjektiver Warte – damit zusammenhängen, dass der Vierer aus Oklahoma City über die Jahre einen Teil seines Bisses eingebüßt hat, mehr noch aber damit, dass es diesem nicht durchweg gelingt, den klassisch rockig angehauchten Nachhall seines letzten Langspielers, „Paradise“ (2020), verlustfrei auf die (Konserven-)Bühne zu bringen.

Dass alte Songs auf „Live at Gothic Theatre“ Mangelware sein würden, war zu erwarten. Schließlich verfolgte der 2021 gesendete Live-Stream der Band vorrangig den Zweck, den während der Corona-Pandemie nach Konzerten lechzenden Fans Stücke von „Paradise“ zu präsentieren. Allerdings leben Live-Platten auch vom Jubel und den Reaktionen des Publikums. Der bleibt hier naturgemäß aus. Mit „Baby of the Year“, „Electricity“, „Two Out of Three Ain’t Rad“, „Love a Liar“ oder „100,000 Candles“ bietet das zwölf Stücke umfassende Set fraglos ausreichend jüngere Hits. Insbesondere der Letztgenannte lässt jedoch die Intensität der Studioversion vermissen. Die ewige Diskussion über das Für und Wider von mitgeschnittenen Konzertdarbietungen wird durch den Beitrag von RED CITY RADIO damit kaum entschärft – selbst wenn Fans des Gespanns fraglos auf ihre Kosten kommen.    

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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