Real Steel (USA 2011)

P1.43 (110206_C - International Payoff (Arms Crossed))Die Simplifizierung von Moral in Hollywood-Großproduktionen verleitet bisweilen zum Staunen. In dem von Steven Spielberg produzierten Blockbuster „Real Steel“, ein Vater-Sohn-Drama mit Science-Fiction- und Underdog-Sportfilm-Touch, wird die späte Läuterung eines eingefleischten Egoisten allein über den Erfolg definiert. Es spielt keine Rolle, dass der verantwortungslose Lebenskünstler Charlie Kenton Frau und Kind ohne jede Reue im Stich ließ. Denn wo keine Narben sind, da wirkt der Schmerz offenbar auch nicht nach.

So unsympathisch die Hauptfigur grundlegend geprägt ist, ein beliebter Schauspieler wie Hugh Jackman („X-Men“) zieht das Publikum Dank seines Charmes trotzdem unweigerlich auf die Seite des notorischen Scheißkerls. Jener Charlie war früher ein talentierter Boxer, die nahe Zukunft machte aber solche Sportler obsolet, die sich im Ring nach Leibeskräften die Fresse polieren. An ihre Stelle traten von Menschenhand gesteuerte Roboter, die sich in den Arenen rund um den Globus frenetisch angefeuert die Schaltkreise aus den metallenen Körpern prügeln. Abseits von Ruhm von Reichtum macht Charlie seinen Schnitt mit ausrangierten Modellen auf Jahrmärkten.

Als er Nachricht erhält, die Mutter seines elfjährigen Sohnes Max (Dakota Goyo, „Thor“) wäre gestorben, will er den Jungen schnellstmöglich in die Fürsorge der Tante (verschwendet: Hope Davis, „The Weather Man“) überschreiben – und lässt sich seine Kooperation von ihrem stinkreichen Gatten sogar noch fürstlich bezahlen. Über die Sommermonate wird Max trotzdem in die Obhut seines unbekannten Vaters übergeben. An familiärer Bindung ist Charlie aber wenig gelegen. Er sucht den Erfolg in Underground-Roboterfights, um die ihm im Nacken sitzenden Gläubiger zu beruhigen. Einander an nähern sich Vater und Sohn erst, als Max auf dem Schrottplatz den ausrangierten Sparring-Roboter Atom entdeckt.

Obwohl die überholte Maschine klein und unscheinbar wirkt, überzeugt Max den anfangs spöttischen Vater, ihm einen Untergrund-Kampf zu verschaffen. Nach den ersten unerwarteten Siegen übernimmt Charlie die Steuerung des wendigen Atom und erhält, angetrieben vom unerschütterlichen Willen seines Sohnes, bald die Chance, sich in der hochdotierten Roboterliga zu beweisen. Zum großen Finale wartet dort natürlich das (vermeintlich) aussichtslose Kräftemessen mit dem unbezwungenen Champion. Und was könnte Vater und Sohn wohl besser einen, als eine abgedroschene Erfolgsgeschichte auf den Spuren von „Rocky“ oder „Over the Top“?

Selbstverständlich ist ein Film wie „Real Steel“ in erster Linie ein familientaugliches Jungs-Spektakel mit vordergründig naiver Versöhnungsthematik. Nur funktioniert der von Shawn Levy („Date Night“) inszenierte Genremix allein über die exzellenten Tricks. Emotional fällt kaum überzeugendes ab. Nicht zwischen Max und Charlie auch nicht zwischen Letztgenanntem und seiner alten Liebe Bailey („Lost“-Star Evangeline Lilly). Der Unterhaltungswert dieser ebenso herzlichen wie papierflachen Außenseitergeschichte mag stattlich sein. Ein bisschen mehr als dramaturgische Einfalt und plump skizzierte Charaktere hätten die Macher im Schatten der imposanten Roboter-Ringschlachten aber durchaus präsentieren dürfen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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