Rango (USA 2011)

rango„I couldn’t help but notice you noticing me noticing you.” – Stiftet Sinn: Rango

Im Western nichts Neues? Weit gefehlt! Mit dem eigenwilligen Animations-Abenteuer „Rango“ zollt „Fluch der Karibik“-Regisseur Gore Verbinski dem Italo-Western Tribut und schickt ein Chamäleon (mit Hawaii-Hemd und der Stimme von Johnny Depp) in den Kampf gegen allerlei Wüstengesindel. Doch ist Titelfigur Rango ein Antiheld wie er im Buche steht und betrachtet sich selbst darüber hinaus als Schauspieler. Im Terrarium seiner Besitzer, die mit ihrem Wagen und allerlei Habseligkeiten über den Highway brettern, hat er mit dem ihm zugebilligten Ensemble, einem aufziehbaren Plastikgoldfisch und einem Puppenrumpf, auch ausreichend Gelegenheit zur Vollendung seines dramatischen Talents.

Als das Auto aber ein von Altersweisheit erfülltes Gürteltier überfährt, fällt Rango samt seiner Behausung aus dem Wagen und findet sich plötzlich in der für ihn so fremden Natur einer kargen Wüstenlandschaft wider. Dort muss er schnell feststellen, dass neben der Sonne auch andere Feinde – allen voran ein unnachgiebiger Adler – auf ihn lauern. Und ein Meister der Tarnung ist das Chamäleon trotz seiner naturgegebenen Fähigkeit der Farbanpassung nicht. So landet er, nachdem er die Bekanntschaft von Iguana-Dame Beans gemacht hat, im abgelegenen Kaff Dirt, wo ihn fantasievoll aufgebauschte Geschichten über spontan erfundene Heldentaten schnell Aufsehen erregen lassen.

Als Rango mit mehr Glück als Verstand auch noch den gefürchteten (und ihm bereits bekannten) Raubvogel aus dem Weg räumt, wird ihm kurzerhand der Sheriffstern verliehen. Die mit ihm aufkeimende Hoffnung hat die kleine Ortschaft aufgrund versiegender Wasservorräte auch bitter nötig. Neben der eigenen Feigheit bekommt es das Chamäleon aber bald auch mit echten Desperados zu tun, deren gefürchtetster, die Schlange Rattlesnake Jake, durch das Ableben des Adlers nicht länger davon zurückscheut, in die Stadt zu kommen. Damit nicht genug, werden auch die verbliebenen Wasservorräte entwendet. So muss Rango erst dem an Clint Eastwoods namenlosem Fremden angelehnten `Spirit of the West´ begegnen, um zu dem Helden zu werden, der er bislang lediglich vorgab zu sein.

Mit kauzigen und vor allem ungewohnt unattraktiven Protagonisten (die meisten davon Reptilien und Nager) räumt Verbinski mit der von Disney etablierten zwanghaften Niedlichkeit von Trickfilmfiguren auf. Auch der Moral kommt ungeachtet des absehbaren Wandels von Hauptprotagonist Rango eine periphere Bedeutung zu. So bleibt dem ideenreich und visuell beeindruckend umgesetzten Film ausreichend Gelegenheit, dem Spaghetti-Western und seinen Klischees (nicht zu vergessen den Soundtracks Ennio Morricones) humorig Ehre zu erweisen. Trotz der Aufmachung als Familienfilm hebt sich „Rango“ weit genug von kindlich orientierter Unterhaltung ab und zielt vor allem über den Insider-Humor mehr noch auf ein reiferes Publikum. Vor diesem skurrilen Cowboy kann man nur den Hut ziehen!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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