„Your not with military, not mercenary – what you are? Lost tourist?”
„I´m no tourist.“
In den Wirren des schweren Feuergefechts schlägt ein Granatgeschoss in die Festungsmauer ein. Die Wucht der Detonation reißt Teile des Mauerwerks mit sich. Ein Metallsplitter saust durch die Luft und durchbohrt Rambos rechte Seite. Später wird er den Wundkanal mit dem Schwarzpulver einer Gewehrkugel versiegeln und selbiges entzünden. Eine Stichflamme schießt zu beiden Seiten des Körpers hervor. Tags darauf kündet nur noch eine leichte Vernarbung von der klaffenden Wunde. Mit „Rambo III“ gab Sylvester Stallone („Rocky“) die Figur der unerschütterlichen Kampfmaschine John Rambo endgültig der Lächerlichkeit preis und lieferte die zur Legende gereifte Selbstparodie stehenden Fußes gleich mit. Das Drehbuch besorgte Stallone gar selbst, in Zusammenarbeit mit Action-Onkel Sheldon Lettich, der sich als Autor und Regisseur mit solch glanzvollen Werken wie „Double Impact“ (1991) oder „Only the Strong“ (1993) hervortat.
In einem buddhistischen Kloster in Thailand spürt Rambos einstiger Ausbilder Trautman (Richard Crenna, „Sehr verdächtig“) seinen Zögling auf. Dabei kann der Eingangs von Aussteiger Rambo behobene Dachschaden durchaus stellvertretend für den gesamten Film verstanden werden. Denn noch dümmlicher als in Peter MacDonalds („Der Legionär“) blutiger Action-Farce geht es wirklich nicht. Rambo soll den väterlichen Vertrauten im Auftrag der US-Regierung nach Afghanistan begleiten und ihm dabei behilflich sein, die dem Genozid nahe Bevölkerung für den Kampf gegen die russischen Invasoren zu schärfen. Weil der müde Krieger dem alten Freund aber die Hilfe versagt, wird Trautman vom bösen Russen Zaysen (Marc de Jonge, „Little Indian“) in den Kerker gesperrt. Daraufhin schnürt Rambo doch sein Säckel, lehrt die kommunistischen Teufel das Fürchten und jagt den Ivan quasi im Alleingang aus den besetzten Ländereien.
Polarisierend stampft „Rambo III“ durch ideologisches Ödland und pflegt liebgewonnene Feindbilder nach bewährtem Muster. Der folternde, brandschatzende und vergewaltigende Russe ist keinen feuchten Dreck wert, so dass die Legitimation für Rambos verlustreichen Feldzug schnell gefunden ist. Via Feldtelefon darf Stallone dem sardonischen Oberruski auf die Frage, wer er eigentlich sei, ein garstiges „Your worst nightmare“ entgegenbellen. Am Ende duellieren sich die Opponenten mit schwerem Kriegsgerät und unterstreichen die Unverwüstlichkeit des amerikanischen Heldenmuts, als Rambo beinahe unverletzt seinem zu klump chauffierten Panzer entsteigt. Bis heute unübertroffen ist der Dialog mit dem ´blauen Licht´ (Moussa: „What is this for?“ / Stallone: „It´s a blue light.” / Moussa: „What does it do?” / Stallone: „It turns blue.”), der die schräg schundige Baller-Posse fast im Alleingang zum unfreiwillig komischen Spektakel stempelt.
Den Rest erledigt ein hundsäugiger Stallone auf der Suche nach den Spektralfarben des amerikanischen Nationalbewusstseins. Überhaupt hat „Rambo III“ mehr Explosionen als brauchbare Dialoge und mehr blutige Einschüsse als gesprochene Worte zu bieten. Wenn die Leiber von Freund und Feind im Kugelhagel perforiert werden, empfiehlt sich der berüchtigte Streifen als tumb rasanter Klischee-Reißer nach dem Jeder-Schuss-ein-Treffer-Prinzip. Stallone lässt die Muskeln spielen, während die eingefrorene Mimik einem Steinquader gleich kommt. Moralisch ist der Film äußerst fragwürdig, für Action-Puristen und Trash-Fans bis heute jedoch pflichtgemäßes Augenfutter. Action-Dinosaurier Rambo ist ein Fossil seiner Zeit, welches lediglich im Gedenken einiger Fans fortlebt. Nur das Gespenst des Hurra-Patriotismus verfolgt uns auch heute noch.
Wertung: (3 / 10)