Radio Rock Revolution (GB/D 2009)

radio-rock-revolutionEin Schiff voll verrückter Radio-DJs und die verzweifelt um den Anstand der Jugend ringende Obrigkeit. Das sind die Zutaten von „Radio Rock Revolution“. Nicht zu vergessen der Rock ´n Roll selbst, weniger ein Genre als vielmehr ein Lebensgefühl, eine Herzfrequenz zwischen Populärkultur und sozialer Auflehnung. Heute ist Musik selbstverständlich, ein alltägliches Gut von bestenfalls marginaler Anstößigkeit. 1966 war das anders. In England war der Rock verpönt, der lautstark die Massen vergiftete und selbige gar zum Drogenkonsum anstiftete. Also wurde die Ausstrahlung von der Regierung strikt reglementiert.

Doch die steifen Klassik-Liebhaber in ihren grauen Anzügen rechneten nicht mit dem Ideenreichtum ihrer ideologischen Opponenten. Und so formierten sich Piratensender, die der Hörerschaft rund um die Uhr gaben, wonach es sie verlangte. Deren beliebtester, so stellt es Autor und Regisseur Richard Curtis („Tatsächlich Liebe“) dar, war Radio Rock, der von einem in der Nordsee ankernden Frachter aus betrieben wird. Schräge Musikliebhaber huldigen dort ihren Idolen, geben sich Ausschweifungen hin und verweigern sich gesellschaftlichen Konventionen. Für Teenager Carl (Tom Sturridge, „Vanity Fair“) genau der richtige Ort, um wichtige Lektionen über das Leben zu lernen, die Jungfräulichkeit zu verlieren und den unbekannten Vater zu treffen.

Obwohl mit 130 Minuten Spielzeit überlang, verweigert sich der Film erzählerischen Normen. Eher lose werden die Possen der verschrobenen Besatzung verkettet, stets begleitet von großen Klassikern der Rockhistorie. Neben der beeindruckenden Vielzahl unsterblicher Hits ist es die spielfreudige und sichtlich gut gelaunte Besetzung, die die narrativen Versäumnisse aufwiegt. Philip Seymour Hoffman („Almost Famous“), Bill Nighy („Shawn of the Dead“), Nick Frost („Hot Fuzz”), Rhys Ifans („Notting Hill”) sowie die „IT Crowd”-Stars Chris O´Dowd und Katherine Parkinson streiten für die Freiheit des Rock, Kenneth Branagh („Hamlet”) bekämpft sie als pflichtvernarrter Bürokrat mit allen Mitteln der Justiz.

Die verschiedenen Subplots werden angerissen, jedoch nie so weit ausgeführt, als dass die Konfliktpotentiale voll ausgeschöpft würden. Episodisch hangelt sich die Alibiplotte an der steten Skurrilität entlang, landet längst nicht nur humoristische Volltreffer, bleibt durch Schauspieler und Ausstattung aber durchweg charmant. Filmisch hadert „Radio Rock Revolution“ mit einigen Unzulänglichkeiten. Wirklich krumm nehmen kann und will man Curtis die Ode an die Freiheit, mehr ihr Gefühl in der Musik aber nicht. Denn dafür macht die stargespickte Posse einfach viel zu viel Spaß.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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