„You will die! You all will die! Miss Osie curses every one of you to the vengeance of Pumpkinhead!” – Miss Osie weiß was sie will
„Der Exorzist“, „Highlander“ und „Die Klapperschlange“ – diese drei Meilensteine der Filmgeschichte haben auf den ersten Blick nichts gemein. Doch der Schein trügt, denn als Kristallisationspunkt gibt es da die hochgradig beknackten zweiten Teile! Stan Winstons Regie-Debüt „Pumpkinhead“ dürfte zwar kaum jemand in die gleiche Schublade wie die eben genannten Klassiker werfen wollen, einen stattlichen Ruf hat das grimmige Grusel-Märchen dennoch zu verzeichnen. Ganz im Gegensatz zum u-n-g-l-a-u-b-l-i-c-h miesen zweiten Teil, der jeden Filminteressierten ohne exotisches Trash-Genom schon nach zwei Minuten Laufzeit weinerlich um Gnade winseln lässt. Andererseits bescherte Regisseur Jeff Burr, der die Menschheit auch um Fortsetzungen zu „Stepfather“, „Texas Chainsaw Massacre“ und „Puppet Master“ bereicherte, den Verfechtern des schlechten Geschmacks einen schier unvergesslichen Filmschrott-Klassiker!
Bereits das Intro lässt erahnen, welch exorbitanter Käse die nächsten eineinhalb Stunden bringen: Es sind die 1950er im Süden der USA. Der kleine Tommy spielt im Wald herum und außer dem Inzest in der Familie nahelegenden Äußeren ist er ein ganz normaler Bub. Aber sag das mal einer den sechs aufgebrachten Teens, die ihn ohne ersichtlichen Grund mit Baseballschlägern traktieren und schließlich mit einem Klappmesser tranchieren. Die Beweggründe für die Bluttat bleiben vage. Vermutlich war ihnen der Junge einfach zu hässlich. Gegenschnitt. Dank furchtbarer Ärmellos-Hemden und „Beverly Hills 90210“-Frisuren muss uns der Zeitsprung in die 90er geführt haben. Sean Braddock (Andrew Robinson, „Hellraiser“) hat keinen Bock mehr auf die Großstadt. Also werden Frau und Tochter geschnappt, damit er auf dem Land den neuen Sheriff geben kann! Tochter Jenny (Amy Dolenz, „C2“) freundet sich schon am ersten Schultag mit Danny (J. Trevor Edmond, „Return of the Living Dead 3“) und seiner Clique an, die subversiv vor der Schule Joints raucht und nach der Schule Bier trinkt. Da sage noch einer, nur im großstädtischen Moloch würde die Jugend zur Verkommenheit getrieben!
Papa Braddock aber verbietet Jenny den Umgang mit Danny. Dass er der Sohn von Richter Dixon („Dallas“-Veteran Steve Kanaly) ist, schert ihn dabei wenig. Das Töchterlein lässt sich wie jede vernünftige unvernünftige Heranwachsende aber natürlich nichts vom Erzeuger sagen und schleicht sich eines Nachts aus dem Haus, um mit den neuen Kumpanen – na was wohl – Joints zu rauchen und Bier zu trinken. Als sie dann aber eine zerlumpte Gestalt anfahren, erkennen die Jugendlichen in ihr die alte Miss Osie (Lylian Chauvin, legendäre ´Mother Superior´ in „Silent Night, Deadly Night“). Die robuste Alte, die alle für eine Hexe halten, ist aber so schnell wieder im Gestrüpp verschwunden, dass die fünf Freunde gar nicht dazu kommen, ihr zu helfen. Seelchen Jenny möchte aber unbedingt wissen, wie es ihr geht, so dass man ihr karges Domizil am Arsch des Waldes aufsucht. Dort finden sie statt der Alten ein Blatt aus dem Buch der Schatten und eine Ampulle mit Blut eines Verdammten. Das weiß die freizügige Marcie (Soleil Moon Frye, „Sabrina – Total verhext“) natürlich gleich auf Anhieb. Und weil sie auch sofort erkennt, dass die Seite die total geheime Totenwiederbelebungsformel enthält, entscheidet man postwendend diese auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen!
Dass die Idee trotz THC und Gerstenkaltschalen völlig meschugge sein könnte, kommt keinem der Beteiligten in den Sinn. Da helfen auch die Warnungen der eilig hereinplatzenden Miss Osie wenig, die von Danny mit einem Schlag ins Gesicht erst einmal ruhig gestellt wird. So machen sich die jungen Wilden ans Eingemachte, während Schrulle Osie versehentlich die eigene Hütte niederbrennt. Im Zuge des folgenden Rettungsversuchs entgeht den Teenagern das Gelingen ihres übermütigen Beschwörungsversuchs und das zwangsläufige Auftauchen von Pumpkinhead. Was folgt ist ein klassischer Abzählreim aus schlechtestem Schauspiel (wird durch die pornöse Synchronfassung noch verstärkt), Logiklöchern von der Größe Guinea-Bissaus, miserabler Kameraarbeit und Spezialeffekten, bei denen auch die Beteiligung von Kurtzman, Nicotero und Berger („Tanz der Teufel 2“) keinen Nutzen mehr bringt. Dafür gibt es massenhaft Szenen, die jeder Logik entbehren und gerade deswegen ungemein amüsant daherkommen.
So sehen wir im ersten Drittel den Gesundheitscheck von Sheriff Braddock bei Dr. Delilah Pettibone (Blaxplotation-Ikone Gloria Henry, „Savage Sisters“), als plötzlich der Bürgermeister im schlecht sitzenden Anzug und mit riesiger Fönfrisur hereinschneit, um seine nun wieder gestimmte Gitarre abzuholen! Oder Pettibone, die in der Küche der Braddoks munter detailliert von übel zugerichteten Leichen palavert und zur besseren Veranschaulichung Fotos herumreicht, während anbei fröhlich das Abendessen serviert wird. Die Handlung ist voll von solch köstlichen Absurditäten. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die (natürlich) grenzdebilen und inzestiösen Rednecks – wer genau hinsieht, erkennt einen gewissen Kane Hodder –, die nach einem Hahnenkampf blutigen Besuch von Kürbisrübe erhalten. Kenner von Stan Winstons Erstling werden sich ob der mythologischen Freimütigkeit verwundert die Augen reiben. Außer dem Aussehen des Ungetüms haben die Filme nämlich nichts gemein. Sofern man aber fähig ist sich über die Schwachsinnigkeit des Ganzen zu amüsieren, macht diese Beleidigung des Originals einen Heidenspaß. Denn wo sonst hat man während eines Angriffs des Biestes deutlich die Turnschuhe des Stuntmans im Bild?
Wertung: (3 / 10)