Propagandhi – Failed States (2012, Epitaph Records)

propagandhi-failed-statesDie Transformation des klassischen Punk-Rock hin zu progressiv komplexen Arrangements zwischen Hardcore und Metal treiben PROPAGANDHI mit beeindruckender Gemütsruhe voran. Nach dem ruppigen, mehr in Richtung Hardcore tendierenden „Today‘s Empires, Tomorrow‘s Ashes“ (1999) luden die Kanadier ihre Musik in den Folgejahren und -alben zusehends mit einem wuchtigen Soundgewand auf, das sich von wütender Eingängigkeit mehr und mehr entfernte. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung ist „Failed States“, die mittlerweile sechste Platte des gemeinhin als unbeugsame Politaktivisten geltenden Trios.

Das hat sich mittlerweile beim ehemaligen Punk-Primus Epitaph eingenistet, der die Platte in exklusiver Lizensierung vertreibt. Ganz strenge Gemüter könnten die Abkehr vom Eigenvertrieb in Übersee als böses Omen oder Vorzeichen der Anpassung deuten. Aber auch PROPAGANDHI wollen ihre Messages verbreiten und Platten verkaufen. Luft und Ambitionen allein machen schließlich niemanden satt. Aber was heißt das für das aktuelle Musikwerk der Vorzeige-Protestler? Im Grunde gar nichts. Die bieten komplexe, mitunter gar etwas sperrig wirkende Songs an der Schnittstelle von Punk und Hardcore, die vor allem durch das Repertoire an Metal-Riffs überraschen. Zum Staunen lädt „Failed States“ trotzdem nur bedingt ein.

Aber das stört nicht, denn das große Spektakel würde den Kanadiern ohnehin nicht stehen. Also verlegen die sich auf nicht eben leicht greifbare Brecher in starker Instrumentierung (siehe „Devil’s Creek“, „Things I Like“ oder das thrashige „Hadron Collision“), deren nachhallende Wirkung vor allem aus der relativen Undurchschaubarkeit resultiert. Eindruck jedenfalls macht die Platte von vorn bis hinten. Sei es durch den wiederum am Gesang beteiligten Bassisten Todd Kowalski, dessen unmelodisches Organ zur ruppigen Atmosphäre beiträgt oder die intensiven Tempowechsel, PROPAGANDHI verweigern sich konventioneller Hymnenhaftigkeit konsequenter denn je. So bleibt eine (wiederum) klasse Scheibe. Wenn auch mit einer gewissen Gewöhnungsbedürftigkeit.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

 

scroll to top