Posse – Die Rache des Jessie Lee (USA/GB 1993)

possejessieleeObwohl historisch verbürgt, widmete sich Hollywood den schwarzen Cowboys nur in der Peripherie der großen weißen Helden. Auch das Blaxploitation-Kino konnte diesen Missstand mit den „Nigger Charley“-Filmen sowie „Boss Nigger“ nur kurz korrigieren. So dauerte es bis 1993, ehe der nächste schwarze Western über die Leinwände flimmerte. Dafür verantwortlich ist Mario van Peebles („New Jack City“), der Regie führte und gleich auch die Hauptrolle übernahm. Doch so ehrenwert seine Intention auch gewesen sein mag, unter dem Strich geriet sein „Posse“ zu einem arg unausgewogenen Filmwerk.

Neben der wankelmütigen erzählerischen Tonalität liegt das vor allem an der überfrachteten Geschichte. Die beginnt Ende des 19. Jahrhunderts. Jesse Lee (van Peebles) kämpft als Soldat unter dem blasierten Colonel Graham (Billy Zane, „Titanic“) gegen die Kubaner. Als er mit dem verhassten Vorgesetzten aneinandergerät, nötigt ihn dieser zu einer geheimen Operation hinter feindlichen Linien. Mit seinen Männern – der einzige Weiße der Gruppe ist der draufgängerische Little J (Stephen Baldwin, „Die üblichen Verdächtigen“) – soll Jesse eine Lieferung des Gegners rauben, die sich bei näherer Betrachtung als beträchtlicher Goldschatz entpuppt. Da Graham den aber für sich will, lockt er die Männer in einen Hinterhalt.

Für den Verrat schießt ihm Jesse ein Auge aus und flieht mit dem Vermögen und den überlebenden Getreuen – darunter Tommy ´Tiny´ Lister („Das fünfte Element“) und Charles Lane („Sidewalk Stories“) – nach Amerika, wo sich ihnen bald der Falschspieler Father Time (Big Daddy Kane, „Meteor Man“) anschließt. Doch Graham ist ihnen dicht auf den Fersen. Davon unbeeindruckt macht sich die Bande auf in die afroamerikanische Kommune Freemanville, wo Jesses Vater einst vom rassistischen Sheriff Bates (Richard Jordan, „Yakuza“) getötet wurde. Für den Seelenfrieden, die Freiheit und seine alte Liebe Lana (Salli Richardson-Whitfield, „Eureka“) nimmt der furchtlose Pistolero den Kampf gegen Bates und sein die Gegend unterjochendes Gefolge auf.

Bevor sich zum Showdown aber auch Graham in Freemanville einfindet, wirft Mario van Peebles ohne rechtes Geschick Outlaw- und Vergeltungsplot durcheinander, zeigt die Figuren mal ironisch überspitzt und nimmt den bemüht epischen Film als Ganzes letztlich doch zu ernst. Ausstattung und Kamera überzeugen, ebenso die prominente Nebenbesetzung, zu der Isaac Hayes („Die Klapperschlange“) und Pam Grier („Coffy“) zählen. Aber die undefinierte Erzählweise, die klischeehaften Figuren und der zwar konzeptionell unabdingbare, hier jedoch reichlich dünn wirkende politische Subtext bringen „Posse“ zu sehr aus dem Gleichgewicht. Da kann auch die ansehnliche Action nicht die Kohlen der Kurzweil aus dem Feuer holen. Seiner Ambition wird dieser „Black Western“ jedenfalls nicht gerecht.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

scroll to top