„You think you’ll go to heaven? You go to us!” – Hat ganz eigene Vorstellungen vom Leben nach dem Tod: Der Tall Man
Gut Ding will Weile haben. Zwischen der Fertigstellung des Low Budget-Horrorklassikers „Phantasm“ und der Produktion des ersten von bislang drei Sequels vergingen stolze neun Jahre. Co-finanziert wurde die Fortsetzung vom Studio Universal Pictures, das die Mittel auf rund vier Millionen Dollar aufstockte. Gemessen an den Standards der ausklingenden Achtziger kaum mehr als B-Niveau, für Regisseur und Autor Don Coscarelli jedoch ein Vielfaches des Budgetrahmens, der ihm für das Original zur Verfügung gestanden hatte. Entsprechend aufwändiger und effektlastiger wurde die Rückkehr des mysteriösen Tall Man, wiederum Klasse gespielt von Angus Scrimm, begangen.
Der schrumpft die Toten noch immer zu gelbblütigen Zwergen, um diese auf fernen Planeten in die Sklaverei zu führen. Entgegen stellen sich ihm die Überlebenden des ersten Teils. Allerdings musste Coscarelli für die Partnerschaft mit Universal einen hohen Preis zahlen. Das Studio forderte die Neubesetzung der Hauptrolle und nach Testscreenings zudem die Kürzung sämtlicher Traumsequenzen. Die Reduzierung des surrealen Moments lässt „Phantasm II“ zwar konventioneller und leichter zugänglich erscheinen, das gesteigerte Tempo und nicht zuletzt die unmittelbare Anknüpfung an das Finale des Erstlings versöhnten die Fans, sorry, die „Phans“ aber im Handumdrehen.
A. Michael Balwin, der im Original den Mike verkörpert hatte, ging zwar zum Vorsprechen, wurde aber trotzdem durch den bis dato noch unbekannten James LeGros („Singles“) ersetzt. Bevor der aber ins Geschehen eingreifen darf, hakt Coscarelli nur Sekunden nach dem Finale des Vorgängers ein: Mike wird von den Schergen des Tall Man in den Spiegel gezogen und bewusstlos zum Abtransport fertig gemacht. Reggie (immerhin Reggie Bannister durfte seine Rolle erneut spielen) wird durch die Geräusche im Obergeschoss aufgeschreckt und schnell in einen Kampf mit den Zwergschergen des außerirdischen Grabräubers verstrickt. Diese bekommen diesmal sogar monströse Latexmasken verpasst und sehen nicht länger aus wie Verwandte der Javas aus „Star Wars“.
Nachdem Reggie den überzeugend kaschierten Ersatz-Mike retten konnte (wofür er nur sehenswert das ganze Haus in die Luft sprengen muss), wandert der Blick acht Jahre in die Zukunft. Mike (jetzt darf auch LeGros ran) wird als geheilt aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen und macht sich mit dem am gemeinsam Erlebten zweifelnden Reggie auf die Suche nach dem Tall Man. Der darf noch Reggies Familie auslöschen – die vorangegangene Explosion wurde aus anderem Kamerawinkel einfach noch mal verwendet –, bevor ihm das dynamische Duo schwer ausgerüstet die Stirn bietet. Mike fahndet zudem nach Liz (Paula Irvine, „Bates Motel“), die mit ihm quasi-telepathisch verbunden ist. Passenderweise lebt sie in jener Stadt, die der Tall Man vom geräumigen Mausoleum aus als nächstes zu zerstören gedenkt.
Auf ihrem Weg müssen Mike und Reggie erkennen, dass das Böse (so auch wieder der deutsche Titel) über die Jahre eine Schneise der Zerstörung in Amerikas Provinz geschlagen hat. Den von Gefahren gesäumten Geisterstädten mit ihren geplünderten Friedhöfen ringt Coscarelli stimmungsvolle Bilder ab. Die alptraumhafte Atmosphäre wird durch gesteigerten Actionanteil, bunte Schockeffekte (natürlich inklusive der fliegenden Sphären) sowie eine gute Portion Ironie angenehm entzerrt – und vor allem Bannister mausert sich zum sympathischen (Anti-)Helden wieder Willen. Auch seine selbst zusammengebaute vierläufige Schrotflinte sorgt für manches Aha-Erlebnis und macht „Phantasm II“ zum kurzweiligsten Teil der Reihe. Die von Universal veranschlagten Änderungen nimmt man da gern in Kauf.
Wertung: (8 / 10)