Pestpocken – Another World is Possible (2020, Maniac Attack Records)

Eine andere, eine bessere Welt ist möglich. Nur wird sie uns nicht geschenkt. Wir müssen uns dafür über Ungleichheit, Ausgrenzung und Ausbeutung erheben. Die Botschaft ist simpel und gerade in Zeiten, in denen das Versagen von Kapitalismus und Neoliberalismus durch die Corona-Krise offen zutage tritt, wichtiger denn je. Als (ein) Sprachrohr dieser Forderung fungieren die PESTPOCKEN, deren dritter Langspieler „Another World is Possible“ – der erste seit 2012 – den Unmut über dieses und andere Themen im Stile klassisch gröligen Hardcore-Punks roh und direkt herausschreit.

Mit einem Wechselspiel aus weiblichem und männlichem Gesang sowie deutschen und englischen Texten widmet sich das Gießener Gespann u. a. dem Elend der in Europa auf Perspektiven (und Frieden) hoffenden Flüchtlinge. In „Welcome to Germany“ werden die Arme dafür weit geöffnet. So geht Solidarität. Dabei machen die PESTPOCKEN eines unmissverständlich klar: Veränderung bedeutet Kampf. Dass sie mit dieser Haltung in mehr als zwanzig Jahren Bandgeschichte durchaus angeeckt sind, belegt etwa die Indizierung ihres 2003er-Split-Albums mit BAD NASTY.

Neben politischen Songs geht es auch selbstreflexiv zu: „Über 20 Jahre“ stellt den ungezügelten Underground-Charme ihres Wirkens ins Zentrum, während das hymnische „Wie ein Faustschlag“ auf bewegte Zeiten zurückblickt. Das Salz in der vorpreschenden Suppe bleibt allerdings der (musikalische) Widerstand, der sich beispielsweise bei „Wir stehen wieder auf“, dem Titelstück, dem mit Street-Punk-Anleihen versehenen Kracher „Battle of Cable Street“, „Die Welt steht Kopf“ oder „Don’t Talk 2 Police“ in packenden Hits entlädt. Deren ansteckende Dynamik und nicht zuletzt die vielseitige instrumentale Grundierung prädestinieren „Another World is Possible“ zum Soundtrack der Auflehnung. Der Drang, die Welt zum Besseren zu verändern, stirbt glücklicherweise nie aus.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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