Lange bevor der Emo-Punk salonfähig wurde, brachen PASSAGE 4 aus dem Schema des schwedischen Melodic-Core aus. Ihre Musik war weniger auf Tempo ausgerichtet, sondern konzentrierte sich auf ein konstantes Stimmungsbild unterschwelliger Bedrückung. Und das ließ neben Härte auch Einflüsse des Pop-Rock zu. Ohne es zu wissen wurde der Fünfer aus Arboga zum Vorreiter einer Szene, die sich erst Jahre nach ihrer Auflösung zur vollen Blüte entfalten sollte.
Die Band gründete sich 1991 und veröffentlichte kurz darauf ein erstes Demotape. Über Wounded Records folgte vier Jahre später eine EP, die mit „World Circus“ das einzige Album nach sich zog. 1997 legten sie eine weitere EP über das deutsche Label Gift of Life nach. Kurz darauf zerstreuten sich die Schweden und versuchten ihr Glück in anderen Kapellen, darunter WITHIN REACH und LANDSLIDE.
„World Circus“ ist eine kaum beachtete Scheibe aus einer Phase, in der sich Gruppen wie SATANIC SURFERS oder NO FUN AT ALL über die Grenzen ihrer Heimat hinaus einen Namen machten. Ihr Erfolg sollte PASSAGE 4 verwehrt bleiben. Dabei verfügt deren Debütalbum über ausreichend melodiöse Geschmeidigkeit, um die Lager von Indie und Punk zu einen. Besticht der Opener „All That Counts“ noch durch treibende Energie, bestimmt in der Folge mehr und mehr die emotionale Grundierung das Geschehen.
Ein Höhepunkt ist der Titeltrack, bei dem eindrucksvoll die Verbindung ihrer Stilformen veranschaulicht wird. Unbedingtes Hitpotenzial kann nur wenigen ihrer Songs zugesprochen werden, was auch am gewöhnungsbedürftigen Gesang von Frontmann Daniel Hedkvist – gerade beim holprig eingesungenen „Christmas Present“ – liegt. Dennoch sollte ein Langspieler wie „World Circus“ nicht vergessen werden. Und sei es nur, um an Zeiten zu erinnern, in denen die Musik noch nicht vom Stil ihrer Szene bestimmt wurde.
Wertung: (7 / 10)