Paranormal Activity (USA 2007)

paranormal-activityEs heißt, Sensationserfolge ließen sich nicht wiederholen. Als 1999 „The Blair Witch Project“ über die Leinwände flimmerte, wirbelte die clever beworbene No Budget-Produktion die Sehgewohnheiten des Publikums gehörig durcheinander. Seitdem hat die dokumentarische Präsentation den Mainstream als narratives Primärelement durchdrungen und sich als Stilmittel etabliert. Die Suggestion des Fantastischen erlangt in der Aufhebung des Mediums als Scheinrealität eine intensivierte Authentizität, die typische Blockbuster als Speerspitze des Erlebniskinos in ihre Schranken verweist.

Ein weiteres, nicht minder sensationell erfolgreiches Beispiel, ist „Paranormal Activity“, den Oren Peli für schlappe 15.000 US-Dollar im eigenen Heim drehte. Zunächst wurde der Film in wenigen Kinos gezeigt, entfachte jedoch rasch ein Lauffeuer der Begeisterung und spielte allein in Amerika mehr als 100 Millionen Dollar ein. Auch dies Phänomen lässt sich, wie beim strukturell Pate stehenden „Blair Witch Project“, leicht auf einen kurzfristigen Hype und Massenhysterie schieben. Die Dynamik des Publikums ist, gerade in Zeiten der rasenden Meinungsverbreitung im Internet, zwar nicht zu unterschätzen. Doch muss Peli einfach attestiert werden, dass sein minimalistischer Schocker großartig funktioniert.

Vorgestellt wird einmal mehr unbearbeitetes Material aus dem Polizeiarchiv. Das zeigt Micah (Micah Sloat) und Freundin Katie (Katie Featherston) bei der Geisterjagd. Oder ist es doch ein Dämon? Paranormale Ereignisse verfolgen die junge Frau seit ihrer Kindheit und treten nach Jahren der Ruhe auch im gemeinsamen Heim mit Micah auf. Um der Quelle unheimlicher Geräusche und geisterhafter Stimmen auf den Grund zu gehen, postiert er eine Kamera im Schlafzimmer. Auch ein Psychologe wird konsultiert, der die fremde Kraft zu spüren glaubt und rät, diese nicht herauszufordern und erst recht nicht zu kontaktieren. Micah aber verlangt es nach Antworten.

Allein durch die Kamera des (glaubhaft gespielten) Paares erlebt der Zuschauer, wie die Neugier der Liebenden schrittweise in blankes Entsetzen umschlägt. Die zehrende Spannung schöpft sich aus der unbedingten Erwartung massiver Schockmomente. Raffiniert vollzieht sich die Zuspitzung über nächtliche Bewegungen der Schlafzimmertür oder ein Poltern im Untergeschoss. Spezialeffekte braucht es, bis auf den sich nähernden Schatten im Dunkeln, keine. Zwar versucht Peli gegen Ende zwanghaft dem Schrecken eine Form zu geben, das unerklärliche Moment überwiegt aber bis zum Schluss. Die Formel ist mittlerweile bekannt, an der durchdringenden Wirkung ändert dies jedoch nichts. Ein faszinierender Albtraum und ein bestechend unbehaglicher Nägelkauer.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

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