Sechs Jahre sind vergangen, seit der französische Filmemacher Christophe Gans mit seinem Regiedebut „Crying Freeman“, der gelungenen Verfilmung des gleichnamigen Mangas, auf sich aufmerksam machte. Dass er nach dessen Fertigstellung sämtliche Angebote aus Hollywood ausschlug, spricht für die Individualität und die Eigenkontrolle des Regisseurs über seine Projekte. Beleg dafür ist sein jüngstes Werk, „Pakt der Wölfe“, das den Franzosen nun endgültig als in die erste Regie-Liga katapultieren dürfte.
Trotz vierwöchiger Überziehung der vorgeschriebenen Drehzeit und der Sprengung des Budgets von eingeplanten 24 auf knapp 35 Millionen. Euro ließen die Produzenten Gans fast uneingeschränkte Handlungsfreiheit. Das Ergebnis ihm Recht, denn Gans zweiter Film entwickelte sich im Herstellungsland zum Publikumsrenner. In Deutschland eigentlich schon für vergangenen November angekündigt, wurde der bundesweite Start des Films aus Angst vor der kassenträchtigen Blockbuster-Konkurrenz „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“ kurzfristig verschoben. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn der filmische Crossover, der da von der Leinwand auf den Zuschauer niederstürzt, setzt für europäische Verhältnisse neue Maßstäbe und braucht sich in Bezug auf Ausstattung und Effekte kaum hinter amerikanischen Produktionen zu verstecken.
Auf historischen Ereignissen basierend, erzählt Gans die Geschichte des Gregoire de Fronsac (Samuel Le Bihan). Der wird Mitte des 18. Jahrhunderts vom König in die Provinzregion Gevaudan entsandt, um das Geheimnis einer dort wütenden Bestie zu lüften, der bereits etliche Menschen zum Opfer gefallen sind. Begleitet wird der Naturalist von seinem Blutsbruder Mani (Mark Dacascos), einem Indianer mit spirituellen Neigungen und außergewöhnlichen Nahkampffähigkeiten. Doch bevor Licht ins Dunkel der unheimlichen Begebenheiten gebracht wird, muss sich der Edelmann mit mit allerlei Intrigen herumschlagen.
Eine opulent-verschwenderisch anmutende Ausstattung, eine erstklassige Riege an Darstellern und ein visuell berauschender Bildersturm, all das fügt Christophe Gans mit spielerischer Leichtigkeit zusammen und springt zwischen den Genres, wie es ihm beliebt. Sein beeindruckendes Fantasy-Epos wandelt zwischen Märchen und Horror, Kostümfilm und Kickbox-Movie, Historiendrama und Mystery-Thriller, ohne jemals die Balance zu verlieren. Anbei garniert der Regisseur seine Arbeit mit einer Fülle an Zeitlupensequenzen, Kameraflügen und Standbildaufnahmen, die Freunden visueller Virtuosen wie Alex Projas oder Tim Burton manch schwärmerischen Blick abringen dürften.
Dass „Pakt der Wölfe“ gerade Anfangs manche Parallele zu Burtons „Sleepy Hollow“ aufweist, stört und verwundert nicht weiter, ebenso verzeiht man auch, dass der knapp 145 minütige Film im letzten Drittel ein wenig seines Reizes einbüßt und das Computeranimierte Biest nicht immer überzeugend wirkt. Neben Samuel Le Bihan („Jet Set“) und dem sehenswerten Mark Dacascos („Crying Freeman“) überzeugen u.a. noch Monica Bellucci („Under Suspicion“) und Vincent Cassel („Dobermann“) in einem der aufregendsten Filme der jüngeren Vergangenheit.
Wertung: (8 / 10)