Padre Speranza – Father Hope (I 2001)

padre-speranzaWohl auf ewig wird Bud Spencer – am 31. Oktober 1929 als Carlo Pedersoli in Neapel geboren – der große Held zahlloser mitteleuropäischer Twenty- und Thirty-Somethings bleiben. Nach einer erfolgreichen Karriere als Schwimmer, die ihn 1952 zu den Olympischen Spielen von Helsinki und vier Jahre später auch nach Melbourne führte, begann der promovierte Jurist seine Karriere beim Film als Komponist. 1950 absolvierte Pedersoli seine erste kleine Rolle als Leibwächter Neros im Monumentalopus „Quo Vadis?“. Eher zufällig geriet er durch ein Angebot des Regisseurs Giuseppe Colizzi in den Genuss der Schauspielerei. An der Seite von Mario Girotti – später Terence Hill – stand er für den 1967 gedrehten Italo-Western „Gott vergibt – wir beide nie“ vor der Kamera. Was folgen sollte ist eine für den europäischen Film beispiellose Erfolgsgeschichte.

Nach dem Ausklang der Hochzeit klamaukiger Prügel-Komödien arbeitete Bud Spencer – dessen Künstlername von seiner Verehrung für Bier der Marke Budweiser wie gleichwohl selbiger für Schauspiellegende Spencer Tracy herrührt – vornehmlich fürs Fernsehen. Nach „Big Man” drehte er an der Seite von Philip Michael Thomas („Miami Vice“) und Michael Winslow („Police Academy“) die erfolgreichen TV-Reihen „Zwei Supertypen in Miami” und „Zwei Engel mit vier Fäusten”. Gegen Ende der Neunziger widmete sich Bud Spencer kleineren Rollen in ernsteren Filmen und begann auch wieder selbst zu komponieren. Vor seinem jüngsten Auftritt im Piraten-Abenteuer „Singing Behind Screens“ spielte er im Fernsehspiel „Padre Speranza“ einen aufmüpfigen Priester.

Padre Speranza – Vater Hoffnung – heißt eigentlich Carlo Varsari (Bud Spencer). Dem schwergewichtigen Geistlichen sind Regeln ein Dorn im Auge, die kirchliche Hierarchie schert ihn wenig. Als er in eine Auseinandersetzung mit zwei Zuhältern gerät, wird er zur Glättung der Wogen in ein kleines Örtchen in Süditalien versetzt, um den Insassen eines berüchtigten Jugendgefängnisses Trost zu spenden. Doch wollen die jungen Straftäter nichts von Varsari und seinen Ratschlägen hören. Als der 16-jährige Nino (Toto Cascio, „Ein Papst zum Küssen“) des Mordes an einem Zellengenossen verdächtigt wird, sprechen alle Beweise gegen ihn. Nur Padre Speranza glaubt nicht an Ninos Schuld und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an – was ihn schon bald mit der örtlichen Mafia und deren Anführer Aldo (Vincent Riotta, „Break of Dawn“) in Konflikt bringt.

Priester im Krimiaufzug sind nicht erst seit „Pater Brown“ beliebtes TV-Gut. Nun also Bud Spencer, der mit Rauschebart und prallgefüllten Tränensäcken im Mafiamilieu ermittelt. Unter der Direktion von „Zwei Engel mit vier Fäusten“-Regisseur Ruggero Deodato („Eiskalte Typen auf heißen Öfen“, „Die Barbaren“) entspinnt sich eine altbackene Geschichte mit vorhersehbaren Wendungen und konstruierter Dramaturgie. Die Hauptfigur des Padre Speranza wirkt zwar sympathisch, doch hat Spencer den Geistlichen in „Zwei Missionare“ überzeugender gemimt. Dabei zieht sich die Fülle abgestandener Klischees wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Zum Mordfall gesellt sich bald die Schwester des Verdächtigen, die ein Kind mit Mafioso Aldo hat und sich aus Angst vor ihm versteckt hält. Die Polizei ist machtlos und eingeschüchtert, bis der hartnäckige Würdenträger – obendrein ehemaliger Polizist – die Dinge selbst in die Hand nimmt.

Auch darstellerisch bewegt sich „Padre Speranza“ eher auf mittlerem TV-Niveau. Bud Spencer – einmal mehr vertont von Synchronsprecher Wolfgang Hess – streift solide durch die realitätsferne Handlung und residiert wie üblich nur im Rahmen seiner mimischen Fähigkeiten. Das heißt genervt gucken, die Backen blähen und die Augen zusammenkneifen. Den formelhaften Bilderbuchverbrecher gibt Vincent Riotta mit charismatischer Ausdrucksstärke, doch fiel den Autoren für seinen Fall nicht mehr ein als der wenig nachvollziehbare Sturz über seinen respektlosen Adoptivbruder Vincenzo (Alex Sandro). Die Darbietung Toto Cascios ist selbst für die Ansprüche einer täglichen Soap zu wenig, Anteilnahme für das Schicksal Ninos ist da kaum zu holen. Und mag das maue TV-Krimi-Drama auch über unbestreitbaren Unterhaltungswert verfügen, aus den Latschen haut Bud Spencer mit solchen Filmen niemanden mehr.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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