Over the Top (USA 1987)

overthetopAls „Rocky“ (1976) bewies Sylvester Stallone schauspielerische Qualitäten. Das diese in den folgenden Jahren hinter Klischees und Kugelhagel zurückstehen mussten, macht das Scheitern des unfreiwillig komischen Familien-Dramas „Over the Top“ nur umso kläglicher. Denn die Story des Films lehnt sich in seinem Subplot vage an Stallones großen Durchbruch an und bereichert den banalen Vater-Sohn-Konflikt mit Abstechern ins Armdrückermilieu.

Als die von ihm getrennt lebende Frau im Sterben liegt, verspricht Trucker Lincoln Hawk (Stallone) sich endlich um den gemeinsamen Sohn Michael (David Mendenhall, „Das Geheimnis des Mondtals“) zu kümmern. Doch der Spross will vom plötzlichen Auftauchen des Erzeugers nichts wissen und zieht die Gesellschaft des reichen Großvaters (Robert Loggia, „Scarface“) vor. Diesem ist Hawks Auftauchen ein Dorn im Auge, weshalb er Michael ungefragt der väterlichen Obhut entzieht. Nach einer PS-geschwängerten Zerstörungsfahrt landet der kräftige Kraftfahrer im Gefängnis. Auf Drängen des verhassten Schwiegervaters geht Hawk auf einen Kuhhandel ein, der seine Freiheit im Tausch gegen das Sorgerecht für Michael vorsieht. Doch als er in Las Vegas die Chance auf den Weltmeistertitel im Armdrücken erhält, eilt ihm der Filius zu Hilfe.

Adrien hilf! Stallone buhlt mit Zigarrenstummel vertilgenden Feinschmeckern um die Krone des weltgrößten Kraftboliden und sinniert Lebensweisheiten aus dem Groschenroman. Das ist nicht nur haarsträubend absurd, sondern in Kombination mit dem schwülstigen Familienzwist auch chronisch unglaubwürdig. Produziert wurde die peinliche Klischeesammlung von Menahem Golan und Yoram Globus („Delta Force“, „Platoon Leader“) für deren Filmschmiede ´Cannon´. Ersterer ließ es sich nicht nehmen, bei „Over the Top“ auch selbst Regie zu führen.

Die hohle Pauschaldramatik findet ihren Gipfel in der Performance von Slys Filmsohn David Mendenhall, der sein beträchtliches Nervpotential über die gesamte Spielzeit konstant aufrecht erhält. Wenn das raue Gutmenschentum des antiintellektuellen Vaters die arrogante Barriere des Schutzbefohlenen durchdringt, ist der weg frei für versöhnliches lernen individueller Lektionen. „Over the Top“ wäre gern mehr als eine aufgesetzte Trucker-Tüte mit steilem Achtziger-Soundtrack. Aber auf der Grundlage dieser gefühlsduseligen Familienposse ist einfach nicht mehr drin als der gnadenlos kitschige Griff ins Klo filmischer Nullnummern.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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