Out of Time (USA 2003)

out-of-time-washingtonDer zweifache Oscar-Preisträger Denzel Washington bildet neben Morgan Freeman die Speerspitze afroamerikanischen Darstellertums. Trotz oder gerade aus diesem Grunde haftet der Rollenauswahl des charismatischen Mimen der oft moralinsaure Schein des Gutmenschen an. Ob ihrer eingleisigen Moralvorstellung zwiespältige Werke wie „Gegen jede Regel“, „John Q.“ oder „Antwone Fisher“ stehen dabei vielschichtigeren Verkörperungen des Standes „Glory“, „Malcolm X“ oder „Training Day“ gegenüber. Ausflüge auf einzig der anspruchslosen Unterhaltung gütliches Terrain halten sich in seiner Karriere das homogene Gleichgewicht mit vornehmlich beachtlichen Charakterdarstellungen. Im soliden Krimi „Out of Time“ kehrt Washington unter die Direktion Carl Franklins („One False Move“) auf die Leinwand zurück, doch verschlägt es das funktionale Gespann nach „Teufel in Blau“ vom schülen New Orleans ins hitzige Florida.

Matt Lee Whitlock (Washington) ist der angesehene Polizeichef der kleinen Stadt Banyan Key nahe Miami. Doch wird der idyllische Küstenort aus seinem inneren Frieden gerissen, als ein grausamer Doppelmord die Gemeinde erschüttert. Whitlocks Geliebte Ann Merai Harrison (Sanaa Lathan, „Alien vs. Predator“) und ihr gewalttätiger Ehemann Chris (Dean Cain, „Dragon Fighter“) sind die Opfer. Alle Hinweise deuten auf Matt als Täter hin. Während dieser versucht, die Beweise gegen ihn zu vernichten, übernimmt ausgerechnet seine eigene, obgleich in Scheidung lebende, Frau Alex (Eva Mendes, „Irgendwann in Mexiko“) die Ermittlungen. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem Whitlock zwischen alle Fronten gerät, um den wahren Schuldigen zu überführen.

„Out of Time“ bietet bei routinierter Inszenierung vordergründig verschenktes Potenzial vor exotischer Kulisse. Der zwischenzeitlich aufgebaute Spannungsbogen wird lediglich inkonstant aufrecht erhalten, fokussiert die überwiegende Betrachtungsweise jedoch vorwiegend auf seinen sehenswerten Hauptakteur. Das auf stimmig anachronistischem Noir-Fundament ruhende Handlungsgeflecht nutzt sich zusehends an zeitgemäßen Klischees ab und mündet schließlich in eine schwache und überdies vorhersehbare Auflösung der Geschichte. Konstruiert, doch nicht frei von Atmosphäre, lebt „Out of Time“ vom Spiel seines standesgemäß überzeugenden Hauptdarstellers, der den übrigen Cast ohne große Mühe an die Wand spielt. Die weiblichen Nebenaktricen Sanaa Lathin und Eva Mendes fungieren mehr als Blickfang denn als ausgewogene Schauspielerinnen, während TV-Supermann Dean Cain sein gewohnt dröges Repertoire halbgarer Minenspiele abspult.

Im Kontext von Denzel Washingtons Filmographie schlägt sich „Out of Time“ eher auf die Seite kinematographischer Belanglosigkeiten des Standes „Fallen“ oder jüngst „Man on Fire“. Unterhaltsam, doch in seinen Grundfesten durchaus verzichtbar, bereitet auch dieser Film einzig bekannte Elemente und Strukturen ohne nennenswerte Höhepunkte neu auf. Die unspektakuläre Initiierung vermittelt zwar einen Hauch wohligen Flairs, doch stolpert „Out of Time“, wie schon Phil Joanous Thriller „Mississippi Delta“, über der Unausgegorenheit des Werkes als Ganzes. Als Alternative zum „Tatort“ durchaus genüsslich zu goutieren, wird der Film eingefleischte Krimi-Freunde jedoch eher enttäuscht zurück lassen.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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