Nein, OUR LIVES WITHOUT US sind nicht FIDGET. Das heißt, eigentlich schon. Oder vielmehr: sie waren es. Denn nachdem das Flaggschiff der Düsseldorfer Alternativ-Szenerie 2009, nach einer Dekade, drei Alben und unzähligen Konzerten, die Segel strich, formierten sich die vier Instrumentalisten ohne ihre Sängerin neu. Nur eben nicht im Sinne eines selbstreinigenden Phoenix-Effekts mit heilendem Stieg aus der Asche. Nach einer Weile trieb die Freunde einfach die Lust an der Musik wieder zusammen und es entstand eine neue Band – mit eigenem Antrieb und ohne jede Vorbelastung durch die Hochs und Tiefs der Vergangenheit.
Nach zwei Jahren des Bestehens legt das Quartett ein eigenproduziertes, selbstbetiteltes Albumdebüt vor, das auch den letzten Zweiflern vor Augen führen sollte, dass FIDGET passé sind. Und das nicht nur dem Namen nach, sondern auch stilistisch. Natürlich bleiben die Wurzeln im Alternative der Neunziger erkennbar. Aber die vorgestellten 12 Tracks (plus kurzem instrumentalem Zwischenspiel) künden doch von einem eigenen Kopf, der sich allzu leichten Zugängen und Retro-Chic recht eindrucksvoll verweigert. Man könnte dabei von Reife sprechen oder die Musik mit dem Attribut ´erwachsen´ behängen. Aber warum so ernst? Unterm Strich läuft es doch auf vier (zugegeben erwachsene) Jungs hinaus, die einfach Bock auf Rock haben!
Der bewegt sich zwischen den Stühlen von Tiefton, Indie und Stadion, dürfte seine Wirkung aber zweifelsfrei auch im schummrigen Club nicht verfehlen. Ohne vorgezeichneten Bahnen zu folgen oder in banale Strophe-Refrain-Muster zu verfallen bieten OUR LIVES WITHOUT US bisweilen angenehm verschachtelte Songs, die sich mit ausgefeiltem Melodiespektrum mal sphärisch entwickeln oder auch derbe geradeaus rocken. Zu entdecken gibt es auf dem Albumerstling der Rheinländer jedenfalls genug, um auch längerfristig Gefallen an abwechslungsreich einnehmenden Nummern wie „Thoughts of Icy Comfort“, „Erratic“, „The Beaver“ oder „City of Old Emperors“ zu finden. Kurzum: Ein klasse Einstand!
Wertung: 
(7 / 10)