Am vergangenen Sonntag war es wieder soweit: Im Dolby Theatre in Los Angeles wurden die Oscars verliehen. Übrigens zum 86. Mal. Die einen Tag zuvor überreichten Golden Raspberry Awards (kurz Razzies oder auch Goldene Himbeeren) brachten es da gerade einmal auf die 34. Zeremonie. Wie so häufig aber war die Verleihung des Preises, den (außer Tom Green) niemand haben will, der unterhaltsamere Part.
Denn ja, die Oscars waren einmal mehr von handzahmer Langeweile geprägt. Der Selfie von Moderatorin Ellen DeGeneres mit einem Haufen Stars war da noch der größte Hingucker. Na gut, neben Lupita Nyong’o, die den Oscar als Beste Nebendarstellerin (für „12 Years a Slave“) erhielt.
In Hollywood gelten Oscars für afroamerikanische Schauspieler/innen immer noch als Randerscheinung. Bei den Razzies ist das kein Problem. Als strahlende (äh) Sieger nämlich gingen Will Smith und Filius Jaden vom Feld, die für ihren gemeinsamen Auftritt im Science-Fiction-Flop „After Earth“ gleich drei Trophäen einheimsten – aber selbstverständlich nicht persönlich entgegennahmen. Während beide als Schlechtester Haupt- (Jaden) bzw. Nebendarsteller (Will) abgewatscht wurden, teilten sich Vater und Sohn noch den Hauptpreis in der Kategorie Schlechtestes Leinwandpaar. Ebenfalls drei Razzies holte die verschenkte Sketch-Parade „Movie 43″.
Bei den Oscars buhlten einige Hochkaräter um den begehrtesten Filmpreis der Welt. Leonardo DiCaprio etwa war zum fünften Mal nominiert, ging in der Kategorie Bester Hauptdarsteller aber wieder leer aus. Seiner Parade-Performance in Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ setzte aus Sicht der Juroren Matthew McConaughey einen drauf, der für seine Darbietung in „Dallas Buyers Club“ ausgezeichnet wurde. Bester Nebendarsteller wurde McConaugheys Leinwandpartner Jared Leto, der auch dazu beitrug, den heißen Oscar-Anwärter „American Hustle“ (immerhin nominiert für 10 Oscars) ohne jede Trophäe auszustechen.
Bester Film wurde (erwartungsgemäß) „12 Years a Slave“, der auch den Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch (John Ridley) einheimste. Abräumer des Abends war allerdings „Gravity“, das bei ebenfalls 10 Nominierungen satte sieben Goldjungen einfahren konnte. Neben Regisseur Alfonso Cuarón gingen auch die Ehrungen für die Beste Kamera (Emmanuel Lubezki), den Besten Schnitt, die visuellen Effekte, den Soundtrack sowie Ton-Mix und -Schnitt an das bildgewaltige Raumfahrer-Drama.
Die beiden Auszeichnungen, die den Prognosen am deutlichsten widerstrebten, waren der (völlig verdiente) Oscar für Cate Blanchett als Beste Hauptdarstellerin (in Woody Allens „Blue Jasmine“) sowie der für Kleinkunst-Exzentriker Spike Jonze. Für das Beste Originaldrehbuch wurde die von ihm geschriebene futuristische Tragikomödie „Her“ prämiert.
An welchem Ende der Qualitätskette sich der geneigte Filmfreund letztlich auch wohler fühlt, Kino ist und bleibt doch das Größte!
Sämtliche Preisträger und Nominierte von den Oscars und Razzies finet ihr unter den zugehörigen Links.