Open Water: Cage Dive (AUS 2017)

Erfolge schaffen Nachahmer. Diese für Filmfortsetzungen gültige Standardfloskel greift auch beim Überraschungserfolg „Open Water“ (2003). Der bekam 2006 das erste alleinstehende Sequel spendiert, ignorierte dabei aber die Gefahr durch Haie. Dieser, nennen wir es Malus, wird vom dritten Teil, „Cage Dive“, gleich doppelt egalisiert. Denn mehr noch als im Original markieren die Knorpelfische in Gerald Rascionatos („Triassic Hunt“) Aufguss die größte Gefahr für die auf offener See gestrandeten Protagonisten. Aufgrund des üppigen Banalitätsfaktors schöpft der Streifen daraus allerdings keinen Gewinn.

Für die Video-Bewerbung bei einem Reality-TV-Format reisen Josh (Josh Potthoff, „The Umbrella“), sein Bruder Jeff (Joel Hogan, „Chameleon“) und dessen Freundin Megan (Megan Peta Hill, „Apex“) an die Südküste Australiens. Vor Ort bucht das US-Trio bei einem lokalen Ausflugsveranstalter einen Tauchgang mit Haien. Doch wie so oft im (Tier-)Horror: Es geht schief, was schief gehen kann. Ergo wird das Boot, als sie im sicheren Käfig auf Tuchfühlung mit den angelockten Raubfischen gehen, von einer Flutwelle erfasst und kentert. In der Hoffnung auf baldige Rettung treiben die Urlauber im Hai-verseuchten Wasser und dokumentieren ihre Lage mit der Kamera. Nur schwindet die Hoffnung mit Einbruch der Nacht rapide.

Das Survival-Szenario bedient zunächst klassische Found-Footage-Formeln. Eingeschobene Nachrichtenausschnitte und Interviews mit Dritten weiten diese Basis im Stile von „The Bay“ (2012) zur Mockumentary aus. Das Schicksal der drei Hauptfiguren wird dabei vorweggenommen, was aufgrund mangelnder Sympathiewerte – insbesondere der gern die Muskeln entblößende Jeff weist erhöhtes Nervpotential auf – aber nicht negativ aufstößt. Hinzu kommt ein gängiges Problem des Ansatzes: die Erzählung zieht sich trotz überschaubarer Laufzeit. Das erscheint umso fahrlässiger, da die dramaturgische Entwicklung mit dem Fund einer aufblasbaren Rettungsinsel ins Lächerliche driftet. Eigentlich müsste die Geschichte damit zu Ende sein. Doch wird die sichere Zuflucht durch pure Idiotie zunichtegemacht.

Spätestens jetzt ist der Punkt erreicht, an dem den Haien ihr üppiges Menschenmahl mehr als gegönnt erscheint. Bis es aber soweit ist, müssen die absehbaren amourösen Verstrickungen der Schiffbrüchigen ihre nur zu offenkundigen Konsequenzen nach sich ziehen. Immerhin die Attacken der Haie überzeugen, bleiben in diesem insgesamt misslungenen Appell an menschliche Urängste aber einsam verlorene Lichtblicke. Dass Erfolge Nachahmer schaffen, ist ein alter Hut. Wie so oft kann man aber auch in diesem Fall getrost darauf verzichten.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

scroll to top