Wer braucht noch WIR SIND HELDEN, SILBERMOND oder JULI, wenn in Hamburg doch die Antworten auf alle Fragen und Mysterien des Alltags zu finden sind? Ich würde alle Bands des neuen deutschen Musikverständnisses gegen einen Olli Schulz eintauschen – ohne mich je über diese Entscheidung zu grämen. Der perfekt unperfekte Barde, Liedermacher und Alleinunterhalter kehrt zurück zur Konserve. „Das beige Album“ ist sein zweites. „Brichst du mir das Herz, dann brech ich dir die Beine“ war zum warmlaufen, jetzt wird durchgestartet. Oder doch nicht?
„Das beige Album“ glüht, in erster Linie durch Bescheidenheit. Ollis Songs sind fixiert auf flüchtige Augenblicke, Allgemeingültigkeit gibt es – wenn überhaupt – nur ohne Gewähr. Ob der sympathische Twentysomething nun vom „Affenbär“ singt, sich in „Bettmensch“ verwandelt oder „Die Ankunft der Marsianer“ erwartet, stets wird der Lauf der Welt auf scheinbar belanglose Episoden heruntergebrochen. Doch wohnt gerade diesen eine Wahrheit inne, die nur wenige Künstler zu umschreiben wissen.
Verschroben, skurril und ein bisschen verrückt – das ist OLLI SCHULZ & DER HUND MARIE. Die Instrumentierung ist schlicht, beinahe verhalten. Deshalb aber nicht weniger großartig. Das selbstauferlegte Prädikat „Human of the Week“ – sein erster englischsprachiger Song – passt wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge. „Das beige Album“ ist Ollis Planet – wir sind nur zu Besuch.
Wertung: (8 / 10)