Ohne Schuld (F 2008)

ohne-schuldDer Ausbruch der unschuldig Inhaftierten ist ein beliebtes Filmthema. Meist findet es in Thrillern Verwendung, die von der Planung hinter Gittern erzählen. Als Klimax bleibt die Flucht – oben eben der Versuch –, der die Sehnsucht nach Freiheit an ihr (je nach Thema und Charakter) verdientes Ziel führt. Für sein sehenswertes Drama „Ohne Schuld“ bediente sich der ehemalige Modefotograf Fred Cavayé eines anderen Ansatzes: Das Vorhaben des Ausbruchs wird außerhalb der Gefängnismauern geschmiedet – und ohne Wissen des Häftlings in die Tat umgesetzt.

Der ist eine Frau, obendrein Journalistin und heißt Lisa (stark: Diane Kruger, „Inglourious Basterds“). Eines idyllischen Abends wird sie von der Polizei mit dem Vorwurf des Mordes an ihrer Chefin konfrontiert. Ehemann Julien (Vincent Lindon, „Kann das Liebe sein?“) ist entsetzt, der gemeinsame Sohn Oscar (Lancelot Roch) reagiert mit Katatonie. Doch die Beweislage ist erdrückend. Lisa wird ein Motiv nachgewiesen, mehr noch finden sich ihre Fingerabdrücke auf jenem Feuerlöscher, mit dem ihrer Vorgesetzten in einer Tiefgarage der Schädel zertrümmert wurde. Über die Unschuld der vermeintlichen Täterin wird immerhin der Zuschauer in einem kurzen Rückblick aufgeklärt.

Sie wird für Schuldig befunden und eingesperrt. Julien kämpft um Gegenbeweise und die Freilassung der Gattin. Vergebens. Die Besuche im Gefängnis werden zur Qual. Oscar verweigert den Kontakt zur Mutter, die sich bald erfolglos zu töten versucht. In seiner Verzweiflung ersinnt Julien den verwegenen Plan, Lisa zu befreien. Um seine Gemahlin zu retten, wird er an ihrer Statt zum Schuldigen. Die akribische Planung scheint aufzugehen. Bei der notwendigen Geldbeschaffung gibt es jedoch Tote. Lange brauchen die Ermittler nicht, um ihn ins Visier zu nehmen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Was klingt wie ein gewöhnlicher Thriller, entpuppt sich als glänzend gespieltes Charakter-Drama. Cavayé interessiert sich bei seinem Langfilmdebüt nur am Rande für den eigentlichen Befreiungsversuch und konzentriert sich auf Juliens Wandlung vom Familienvater zum kaltblütigen Verbrecher. Krugers Rolle bleibt überschaubar und dramaturgisch zurückhaltend, ihr Leben im Gefängnis einzig auf die kleine Besucherzelle reduziert. So lebt „Ohne Schuld“, vom klassisch die Nerven strapazierenden Finale abgesehen, allein von der psychologischen Spannung um den glänzend aufspielenden Vincent Lindon. Empfehlenswert ist der Film bereits dank dieser unkonventionellen Herangehensweise.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

 

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