OHL – Jenseits von Gut und Böse (1986/2007, Teenage Rebel Records)

ohl-jenseits-von-gut-und-boeseOHL Ecken an. Mit ihren derben Texten, mit ihrem dort und daneben verbreiteten Weltbild. Ein Blatt nahm Sänger Deutscher W. noch nie vor den Mund. Freunde machte er sich damit viele, Feinde vermutlich ebenso. Angeekelt von der sich selbst zersetzenden Szene löste sich die Band 1987 vorrübergehend auf. Dem vorangegangen war „Jenseits von Gut und Böse“, das vierte Album der Kölner Polit-Punks. Das bedeutete seinerzeit einschneidende Veränderungen. Die unpolitischen Texte waren persönlicher gehalten, die Musik eher im Darkwave-Bereich angesiedelt. Es verwundert kaum, dass sich viele der alten Fans vor den Kopf gestoßen fühlten.

So sehr die Platte im Oeuvre der Rheinländer auch aus dem Rahmen fällt, aus heutiger Sicht ist sie eine ihrer interessantesten. Die Songs klingen endlich produziert, die Instrumente aufeinander abgestimmt. Zwar hat diese letzte in der Originalbesetzung eingespielte Scheibe mehr Ähnlichkeit mit DER FLUCH, dem von charmantem B-Film-Flair umwehten Nebenprojekt von Deutscher W., als mit der eigentlichen Ausrichtung von OHL. Dennoch muss Stücken wie „Heute Nacht“ oder „Einsamer Reiter“ eine Zeitlosigkeit attestiert werden, die nicht wenigen ihrer politischen Tracks über die Jahre abhanden gekommen sind.

Die Wiederveröffentlichung solch vergriffener, vergessener, bisweilen nie auf CD erschienener Schätze ist dem verantwortlichen Label – in diesem Falle ist es Teenage Rebel Records – hoch anzurechnen. Neben den 12 regulären Beiträgen enthält die Neuauflage von „Jenseits von Gut und Böse“ neun Bonustitel, neben sieben qualitativ hoch anständigen Livedarbietungen ihres letzten Auftritts vor der Auflösung im Juni 1986 zusätzlich zwei Proberaumaufnahmen von 1985. Im Einleger findet sich zudem ein Statement des Frontmanns zur damaligen Gemütslage von OHL. Für Fans von Band und Genre(s) ein Pflichtkauf.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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