„Wenn ihr Geld von Terry Benedict stehlt, muss euch das klar sein! Solche Sachen liefen früher ganz zivilisiert. Du zockst einen Kerl ab, er killt dich und Schluss. Aber Benedict… Wenn das Ding erledigt ist, betet, dass er nie rauskriegt, dass ihr dabei wart oder wie ihr heißt. Am besten er hält euch für tot, sonst macht er euch kalt. Und danach foltert er euch.“
Wer erinnert sich nicht an diese prophetische Prognose Elliott Goulds in Steven Soderberghs elegant verschmitztem Remake des „Rat Pack“-Klassikers „Ocean’s Eleven“? Das selbige allerdings erst in der lang erwarteten Fortsetzung des stargespickten Heist-Spektakels zum Tragen gereift, bürgt auch drei Jahre nach dem erfolgreichen Beutezug in Terry Benedicts (Andy Garcia, „Der Pate III“) Casino-Quadranten für gefüllte Kinosäle. Denn durch einen anonymen Tipp gelangt der skrupellose Glücksspielmogul auf die Fährte der versprengten Gentlemen-Gangster.
Eine persönliche Visite bei jedem einzelnen der „Ocean’s Eleven“ untermauert Benedicts Forderung, sein Geld binnen einer Frist von zwei Wochen zurückzuerhalten – inklusive Zinsen für die Zeit der Entwendung. So muss sich das Team um Danny Ocean (George Clooney, „Tage wie dieser“), Rusty Ryan (Brad Pitt, „The Mexican“) und Linus Caldwell (Matt Damon, „Die Bourne Verschwörung“) notgedrungen zusammenraufen, um Benedicts horrender Forderung und den bei Nichterfüllung eintretenden drakonischen Repressalien zu entgehen.
Doch bleibt Terry Benedict nicht das einzige Problem der Bande: Der französische Meisterdieb François Toulour (Vincent Cassel, „Irreversible“), genannt der Nachtfuchs, fordert Danny und seine Spießgesellen zu einem kriminellen Duell der besonderen Art. Zu allem Überfluss heftet sich auch noch Ermittlerin Isabel Lahiri (Catherine Zeta-Jones, „Chicago“), ehemalige Geliebte Rustys, an die Fersen der Gruppe. Doch erweist sich Dannys neuerlich eroberte Ehefrau Tess (Julia Roberts, „Erin Brockovich“) glücklicherweise als nicht unerhebliche Hilfe in dieser Angelegenheit.
Mit „Ocean’s Twelve“ gelingt es dem Oscar-prämierten Regisseur Steven Soderbergh („Traffic“, „Full Frontal“) einmal mehr sein Publikum zu verblüffen. War der Vorgänger noch eine lässig inszenierte Räuberpistole im Hochglanzdekor, steht das innovative Sequel deutlich im Zeichen von Soderberghs Affinität zum modernen Independent-Kino. Gesäumt von Unschärfen, abstrakten Bildmontagen und extravaganter Kameraführung dirigiert der Regie-Individualist sein spielfreudiges Ensemble durch eine versiert verschachtelte Geschichte mit cleveren Plot-Twists. Nebenbei streut er Referenzen an die Gebrüder Coen und schmückt seine kurzweilige Krimi-Komödie erneut mit formidabler musikalischer Untermalung.
Ähnlich seinen letzten Werken erstrahlt auch Soderberghs „Ocean’s Twelve“ im Glanze einer turbulenten familiären Zusammenkunft. Mit entsprechend schelmischer Freude agiert die Garde glanzvoller Darsteller. Hätte man dem ewig schlemmenden Beau Brad Pitt in „Ocean’s Eleven“ das spitzbübische Lächeln regelrecht aus dem Antlitz meißeln müssen, übernimmt diesmal Julia Roberts den Part reflexiver Selbstzelebration. Mit geradezu kindlicher Begeisterung übt sich der Superstar in selbstironischer Demontage des eigenen Status und schlüpft als Tess gar in die Haut von Julia Roberts!
Neben den enthusiastischen Superstars überzeugen erneut Don Cheadle („Out of Sight“), Bernie Mac („3 Engel für Charlie – Volle Power“), Casey Affleck („Good Will Hunting“), Scott Caan („Varsity Blues“), Shaobo Qin, Eddie Jemison („Das Relikt“), Elliott Gould („M*A*S*H“) und Carl Reiner („Tote tragen keine Caros“). Veredelt wird der pompös besetzte Film neben einem irrwitzigen Cameo seitens Bruce Willis durch Gastrollen von Albert Finney („Big Fish“), Robbie Coltrane („Harry Potter“), Eddie Izzard („Blueberry“) und Jeroen Krabbé („Kafka“).
Formal weniger strukturiert als sein Vorgänger, erweist sich „Ocean’s Twelve“ dank Handkamera und stilistischer Experimentierfreude von geradezu erfrischender Andersartigkeit geprägt. Trotz der geringeren Schlagzahl zündender Gags inszeniert Steven Soderbergh seinen glamourösen Raubzug von 2001 nicht einfach neu, sondern speist den aufgewärmten Plot mit obskuren Dreingaben und absurden Zwischenspielen. Und das allein ist schon aller Ehren wert.
Wertung: (7 / 10)