Wo sich der Mystery-Thriller an den Sehgewohnheiten des Publikums aufreibt, bedarf es schon der unverbrauchten Frische eines Newcomers. Der hört auf den Namen Greg Harrison und legt mit „November“, nach dem Raver-Drama „Groove“, seinen zweiten Spielfilm vor. Darin vermischen sich Wahn und Wirklichkeit, wenn „Scream“-Star Courteney Cox-Arquette versucht, den gewaltsamen Tod ihres Freundes (James LeGros, „Das Böse II“) zu verarbeiten. Das besondere an diesem auf dem Papier simplen Plot ist das puzzleartige Verwirrspiel, mit dem der Regisseur und Cutter die Psyche seiner Hauptfigur auslotet.
Leicht macht es Harrison seinem Publikum nicht, wenn er im Stile von Tom Tykwers „Lola Rennt“ verschiedene Möglichkeiten des Handlungsablaufes serviert. Die schlussendlich verschiedene Fährten fusionierende „Auflösung“ ist in dieser Form zwar früh greifbar, spielt als vermeintliche Klimax aber perfekt mit der Erwartungshaltung des Rezipienten. Im komplex strukturierten Vorlauf besticht, neben Hauptdarstellerin Cox-Arquette, die visuelle Umsetzung. Das Spiel mit Licht und Schatten verleiht „November“ einen ebenso surrealen Anstrich wie das künstliche Bild der Digitalkamera. Der clevere Einsatz von schnellen Schnitten in Kombination mit computergenerierten Details sorgt für zusätzliche Spannung.
Das Besondere an Greg Harrisons kopflastigem Low Budget-Thriller ist die genaue Beobachtungsgabe. Ohne mehr Worte zu verlieren, als notwendig, taucht sein Film ein in die marode Gefühlswelt der Fotografin Sophie (Cox-Arquette). Der ausgefeilte Hintergrund erlaubt den Wechsel ins dramatische Fach, wenn es um ihre Affäre zu einem Kollegen oder das distanzierte Verhältnis zur snobistischen Mutter (Anne Archer, „Short Cuts“) geht. Die Wiederholung spezifischer Sequenzen schlägt die Brücke zum Mysteriösen, begleitet von unheimlichen Visionen und Hinweisen auf die Hintergründe des Mordes. „November“ ist sicher nicht jedermanns Sache und gerade deshalb für Kenner des Independentfilms eine klare Empfehlung.
Wertung: (7 / 10)