Nothing to Lose – Die Seele eines Monsters (NL 2008)

nothing-to-lose-2008Johan sitzt im Gefängnis ein, für den Mord an seinem Vater. Den hat er brutal mit einem Hammer erschlagen, weil er sich an der Schwester und ihm verging. Seine Unschuld beweisen könnte angeblich die Mutter. Aber sie tut es nicht. Für Johan ist das unbegreiflich. Als man ihm eine Bewährungsanhörung aus mangelnder Bereitschaft zur Reue seiner Tat verwehrt, ihn mehr noch lebenslang in Sicherheitsverwahrung nehmen will, bricht er mit einem anderen Gefangenen aus und nimmt auf dem Weg zur untergetauchten Mutter ein Mädchen als Geisel. Der Beginn einer tragischen Selbstfindung.

Pieter Kuijpers („Godforsaken“) bitteres Thriller-Drama „Nothing to Lose“ beginnt mit dem Ende, der Verhaftung des entflohenen Sträflings. Erst danach folgt die Rekonstruktion der Flucht und ein Blick in die seelischen Abgründe der Hauptfigur. Dass Johan, eindringlich gespielt von Theo Maassen („Black Book“), die Realität ausblendet, scheint früh klar. Nur in welchem Umfang? Wäre er wirklich unschuldig, die Mutter müsste ihn entlasten. Doch sie hat es nie getan. Stattdessen beschuldigt sie ihren Sohn, neben dem Vater auch die Schwester getötet zu haben.

Die Suche nach der Wahrheit ist schmerzlich, vor allem für den Zuschauer. Durch Maassens Darstellung ist er gewillt, ein gewisses Maß an Mitleid für Johan aufzubringen. Wie auch Tessa (Lisa Smit, „Die unheimliche Klassenfahrt“), seine 13-jährige Geisel. Die fasst allmählich Vertrauen zu ihrem Entführer, der immer wieder beteuert, ihr nichts antun zu wollen. Welches Monstrum tatsächlich in ihm schlummert, erschließt sich ihr – und dem Publikum – erst allmählich. Die daraus resultierende Anspannung hält den Film auf Kurs und deckt selbst manch dramaturgischen Mangel ab.

Johans Flucht beispielsweise durch Holland und Belgien erfolgt doch recht unbehelligt durch die Staatsgewalt. Beeindruckend hingegen sind die Güte der Darsteller und die durch ihr Spiel transportierte psychologische Tiefe. Das bedrückende Finale wirkt zwar etwas gewollt, die nüchterne Erzählung Kuijpers und der Verzicht auf konventionelle Muster der charakterlichen Auslotung machen den langsam erzählten Film aber zu einem empfehlenswerten Trip in die Niederungen des menschlichen Geistes. Nicht vollends gelungen, dafür unbequem und durchweg fesselnd.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

 

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