No Use For a Name – Rarities Vol. 1: The Covers (2017, Fat Wreck)

Da ist sie wieder, diese bittere Gewissheit, dass man nie wieder einen neuen Song von NO USE FOR A NAME hören wird. Der Tod der meisten Künstler, egal wie tragisch er vereinzelt auch sein mag, hinterlässt beim Publikum nur vereinzelt ein bleibendes Verlustgefühl. Tony Sly ist eine seltene Ausnahme. Man muss den Sänger, Gitarristen und Familienvater nicht persönlich gekannt haben, um ihn als Vertrauten zu bezeichnen. Denn seine Art, Songtexte zu schreiben, ist nicht allein auf das Segment des Punk-Rocks bezogen außergewöhnlich. Ganz zu schweigen von seiner in jeder Tonlage gefühlsbetonten Stimme. Sie verstummte am 31. Juli 2012, als er im Alter von nur 41 Jahren plötzlich verstarb.

Mit „Rarities Vol. 1“ bietet sich Fans die Gelegenheit, Tony Sly und NO USE FOR A NAME noch einmal auf Platte zu entdecken. Bei den von Fat Mike kompilierten 13 Stücken handelt es sich, der Subtitel „The Covers“ verrät es, um weitgehend rare Adaptionen anderer Künstler. Im Punk ist das nichts Ungewöhnliches. Fast scheint es, als wären sporadische Cover-Songs ein Muss. ME FIRST AND THE GIMME GIMMES speisen daraus gar ihr gesamtes Oeuvre. Entsprechend kurzweilig erscheint die Zusammenstellung der zwischen 1996 und 2005 aufgenommenen Spaß-Nummern, die beim temporeich, von Sly auch stimmlich glänzend aufbereiteten SUBLIME-Klassiker „Badfish“ jedoch unweigerlich einen traurigen Beigeschmack erhalten: Der Song wurde als Beitrag für einen Tribut-Sampler zu Ehren des 1996 verstorbenen Bradley Nowell, Frontmann der legendären Reggae-Punks, eingespielt.

Deutlich freudvoller geht es hingegen beim einleitenden „Turning Japanese“, der spielfreudig „glam-rockigen“ CHEAP TRICK-Verramsche „Dream Police“ (2010 bereits auf dem Fat-Wreck-Labelsampler „Harder, Fatter, Louder“ veröffentlicht) oder dem nach hinten raus hübsch augenzwinkernd aufbereiteten KISS-Nachbau „Beth“ zu – beim Letztgenannten einschließlich kurzer Anstimmung von „Soulmate“. Die bekannteste Nummer dürfte zweifelsfrei „Fairytale of New York“ sein, im Original von den POGUES und Bestandteil des ‘99er-NO-USE-Albums „More Betterness“. Als amüsant erweisen sich auch die beiden TV-Abstecher, bei denen sich die Kalifornier des „The Munsters“-Themas und „Make Our Dreams Come True“, dem Titelsong der Sitcom „Laverne & Shirley“, annehmen.

Bei „Selwyn’s Got a Problem“, einem Beitrag zum Soundtrack des von Joe Escalante (THE VANDALS) produzierten Indie-Films „Cake Boy“, darf als Besonderheit Bassist Matt Riddle zum Mikro greifen. Dass in der ursprünglichen Version von D.I. eigentlich „Johnny“ ein Problem hatte, fällt dabei kaum ins Gewicht. Klassisches Punk- und Hardcore-Terrain wird zudem mit „1945“ (SOCIAL DISTORTION), dem knackigen Brecher „I’ve Heard“ (DAG NASTY) und „Hybrid Moments“ (THE MISFITS) abgesteckt. Ein wenig zurück stehen einzig „Enjoy the Silence“ (DEPECHE MODE) und das Evita-Vermächtnis „Don’t Cry for Me Argentina“, die den Hauch des Standard-Covers kaum entkräften können. „Rarities Vol. 1: The Covers“ ist eine willkommene, angenehm vielseitige Ergänzung zum Erbe des unvergessenen Tony Sly. Auf die Fortsetzung darf man jetzt schon gespannt sein.

Der Übersichtlichkeit wegen nachfolgend noch einmal die komplette Tracklist:

01. „Turning Japanese“ (THE VAPORS)
02. „Hybrid Moments“ (THE MISFITS)
03. „I’ve Heard“ (DAG NASTY)
04. „Selwyn’s Got a Problem“ (D.I.)
05. „Enjoy the Silence“ (DEPECHE MODE)
06. „Badfish“ (SUBLIME)
07. „Dream Police“ (CHEAP TRICK)
08. „Fairytale of New York“ (THE POGUES)
09. „Make Our Dreams Come True“
10. „1945“ (SOCIAL DISTORTION)
11. „Don’t Cry for Me Argentina“ (Evita)
12. „The Munster’s Theme“
13. „Beth“ (KISS)

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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